Frauen mit Drogen betäubt?

von Redaktion

München – Im Gerichtssaal hat er Mühe, sich zu setzen. Aber im Liebesleben soll Josef T. (80) noch flott unterwegs gewesen sein. Mit mehreren Frauen traf er sich über die Dating-App „Zweisam“ – doch in seiner Milbertshofener Wohnung soll der Senior sie dann mit aufputschenden Drogen betäubt haben. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde ihm am Freitag der Prozess gemacht.

„Josefs-Tropfen“ nannte der Angeklagte seine Spezialmischung, die er den Frauen auf seinem Sofa anbot oder laut Anklage heimlich in den Tee mischte: „Das war Nussschnaps mit einem Schuss Cannabis-Öl“, sagt Josef T. und lacht. Ihm habe das immer „sehr gut getan“. Den Frauen aber nicht. Sie klagten über Schwindel und Ohnmacht. Janet K. (50) musste sogar in die Klinik. Dort untersuchten Ärzte sie gründlich – und fanden MDMA im Blut. Also eine gefährliche Partydroge.

„Ich kann mir das nicht erklären“, sagt Josef T. Er schiebt die Schuld auf einen Studenten, der einige Zeit bei ihm gewohnt hatte. „Er brachte mir das Öl mit und sagte, ich solle es mit dem Schnaps mischen. Das wirkte etwas euphorisierend.“ Süffisant erzählt der 80-Jährige von den Dates: Er sei so allein gewesen und habe „nette Gesellschaft gesucht“. Der Student habe ihn bei der App angemeldet. „Da haben wir mir ein schickes Profil gemacht.“

Laut Staatsanwaltschaft ist der Fall dagegen ernst: Josef T. soll Janet K. gezielt außer Gefecht gesetzt haben. Die 50-Jährige wirft ihm vor, sie danach begrapscht zu haben. Später warf er sie aus ihrer Wohnung. „Sie wollte mich verführen und zog sich gleich aus. Aber sie war nicht mein Typ“, begründet T. und verzieht das Gesicht. Die Vorwürfe weist der 80-Jährige über seinen Verteidiger Alexander Esser zurück. Sex könne er aufgrund seines hohen Alters gar nicht mehr haben. Vor Gericht werden jedoch Chat-Protokolle verlesen, die ein anderes Bild zeigen: Demnach fragte Josef T. konkret nach Dienstleistungen (“Was kostet das?“) und äußerte auch intime Wünsche. „Sabine, Inge-Luise, Melanie, Susanna, Annika“, liest die Richterin nur einige Frauen vor, mit denen Josef T. in Kontakt stand. „Ich bin mit allen noch über das Internet befreundet“, behauptet er.

Nur nicht mit Janet K. „Für mich war die Sache abgeschlossen. Bis plötzlich drei Kripo-Beamte vor meiner Tür standen.“ Und seine Wohnung durchsuchten. Am 21. November wird der Prozess fortgesetzt.
ANDREAS THIEME

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