Trotz Reinigung (hier der S2-Halt Untermenzing) sind viele Bahnhöfe verschmutzt, was zum schlechten Image der Bahn beiträgt. © Haag
München – Mangelnde Sauberkeit und Sicherheit an Bahnhöfen sind neben anderen Themen wie Unpünktlichkeit und Zugausfällen nach Ansicht der Grünen Hauptursachen, warum viele Menschen mit der Bahn fremdeln. „Ein ungenügendes Sicherheitsgefühl ist ein wesentlicher Grund, dass Menschen nur ungern die Bahn nutzen und sich gerade an Bahnhöfen nicht aufhalten wollen. Wir haben uns in Deutschland an diesen Umstand schon fast gewöhnt, aber eigentlich ist er skandalös, weil er die Potenziale des Bahnfahrens erheblich schwächt“, heißt es in einem Positionspapier der Grünen mit dem Titel „Pünktlich wie die Eisenbahn! – Perspektiven für einen Fahrplan aus der Bahnkrise in Deutschland“. Das Papier, das unserer Zeitung vorliegt, soll auf einer Bahnkonferenz der Grünen-Verkehrspolitiker diskutiert werden, die am Samstag in München stattfindet. Teilnehmer sind unter anderem der Bundestagsabgeordnete Toni Hofreiter und der Landtagsabgeordnete Markus Büchler.
Nach dem Ampel-Aus skizzieren die Grünen in dem Papier Leitlinien, wie sie die Bahn modernisieren würden. Von einer Zerschlagung des DB-Konzerns, wie ihn etwa die CSU fordert, ist dabei nicht die Rede. Vielmehr legen die Grünen den Fokus auf Finanzierung und Ausbau der Infrastruktur. „Ohne Finanzierung ist jede Bahnstrategie wertlos.“ Die Grünen schlagen vor, für die Bahn eine gesicherte Finanzierung anzustreben, „die zu jedem Zeitpunkt über mindestens sechs Jahre abgesichert ist“. Das Papier enthält auch ein demonstratives Bekenntnis zum Deutschlandticket. Diskussionen über Finanzierung und Fortbestehen müssten „aufhören“, es müsse „weiter ausgestaltet und dauerhaft finanziert werden“. Gefordert sei „Verlässlichkeit“. Am Fernziel einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen halten die Grünen fest. Von der bayerischen Staatsregierung fordern sie dazu eine Aktualisierung des Schienennahverkehrsplans, der noch aus dem Jahr 2005 stammt und laut Gesetz alle zwei Jahre fortgeschrieben werden sollte.
Auf Bundesebene müsse der Deutschlandtakt Maßstab der Bahnpolitik sein. Sämtliche Großstädte Deutschlands müssten mit dem Fernverkehr, alle Regionen mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein. Europaweit schlagen die Grünen vor, einen Europäischen Eisenbahnfonds in Höhe von 200 Milliarden Euro aufzulegen, um den Ausbau transeuropäischer Netze zu finanzieren. Zudem seien viele grenzüberschreitende Bahnverbindungen in den letzten Jahrzehnten aufgegeben worden. Auch „der Ausbau eines europäischen Nachtzugnetzes“ solle stärker gefördert werden.
DIRK WALTER