Otto Wiesheu mit seiner Gattin Roswitha und Landtagspräsidentin Ilse Aigner.
Die Gebirgsschützen der Tegernseer Kompanien begrüßten ihr Mitglied Otto Wiesheu und feuerten drei Salven ab.
Umgeben von alten Weggefährten (von links): Reinhold Bocklet, Edmund Stoiber, Otto Wiesheu, Monika Hohlmeier, Thomas Goppel und Kurt Faltlhauser. © Fotostudio Eleana Hegerich
München – Was einem fehlt, merkt man immer erst im Nachhinein. Otto Wiesheu zum Beispiel. Zwölf Jahre lang, vom Krisenjahr 1993 bis 2005, war der Rotschopf aus Zolling der unermüdliche Antreiber, Kümmerer, Feuerwehrmann für die bayerische Wirtschaft, rettete tausende Arbeitsplätze und legte den Grundstein für den Hightech-Standort. Ohne Übertreibung titelte damals die „Welt“: „Bayerns Wirtschaftswunder hat einen Namen: Otto Wiesheu.“ Heute gibt es solche Wunderkerle nicht mehr, weder in Berlin noch in München – kein Wunder, dass über Wiesheus rauschendem Fest zum 80. Geburtstag am Samstag in der Münchner „Hirschau“ auch ein Hauch von Wehmut lag. Alt-Ministerpräsident Edmund Stoiber erntete jedenfalls donnernden Applaus, als er in seiner Laudatio rief: „Wir brauchen im Bundeskabinett wieder einen Otto wie dich!“
Über 200 Gäste waren der Einladung Wiesheus und seiner Frau Roswitha gefolgt. Die Liste las sich wie ein Who is who der goldenen Ära Bayerns und der CSU um die Jahrtausendwende: Da waren Stoiber mit Gattin Karin und seine Ex-Minister Kurt Faltlhauser, Thomas Goppel, Reinhold Bocklet und Monika Hohlmeier, Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn, Siemens-Legende Heinrich von Pierer, der damalige HVB-Boss Albrecht Schmidt und der langjährige Flughafenchef Michael Kerkloh. Dazu viele Spitzen des Freistaats wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Unternehmerverbandschef Bertram Brossardt und Staatskanzleiminister Florian Herrmann (Ministerpräsident Söder gratulierte gestern auf einer Parteiveranstaltung in Wiesheus Heimatlandkreis Freising). Gekommen waren auch Merkur-Verleger Dirk Ippen und seine Frau Marlene und, natürlich, Wiesheus vier Kinder und sieben Enkelkinder, voran Tochter Rosalie. Von ihr erfuhren die Gäste, dass ihr Papa nicht nur ein „riesengroßes Herz“ hat, sondern auch über beachtliche Talente als Tänzer und, Achtung, Rollerblader verfügt.
Als „bayerische Nachkriegslegende“ pries Ex-TU-Präsident Wolfgang Herrmann den Jubilar. Dass er es wurde, war dem Pfarrer zu verdanken, denn der überredete den Vater, den blitzgescheiten Otto auf eine höhere Schule zu schicken, statt ihm den elterlichen Hof zu übergeben. Doch der nicht ganz uneigennützige Wunsch des Geistlichen ging nur teilweise in Erfüllung, und so wurde der Bub nicht „Bischof Otto von Freising“: Statt in den Kirchendienst zog es den jungen Wiesheu in die Politik und die Nähe von Franz Josef Strauß, von dem sich der Bauernsohn nicht nur das scharfe Denken abschaute, sondern auch den Habitus beim Redenhalten, so Herrmann: „geduckt wie ein Tiger vor dem Sprung.“
„Nie laut, nie lärmend“ sei Wiesheu, ein Freund leiser Töne und trockenen Humors. Dass der Mann aber auch anders kann, verriet Ex-Wiesnwirt Wiggerl Hagn der Festrunde. Bei einer der gemeinsamen „Schifferlfahrten“ der Paare Wiesheu, Herrmann und Hagn habe ihnen ein Dieb die Geldbörse klauen wollen. Mit vollem Einsatz überwältigte Wiesheu den vermeintlichen Täter, um dann feststellen zu müssen, dass es sich um einen herbeigeeilten Polizisten handelte. Seine Gattin Roswitha beeindruckte der mutige Tausendsassa dennoch. Mei, was für ein tolles Mannsbild sie geheiratet habe, rief sie stolz der verdatterten Runde zu.
GEORG ANASTASIADIS