NACHGEFRAGT

„Es ist bereichernd, mit Jugendlichen zu sprechen“

von Redaktion

…bei Margitta Strunz.

Der Münchner Verein „Ein Herz für Rentner“ hat eine Social-Media-Kampagne gestartet, die junge Menschen und Senioren zusammenbringen soll. Jugendliche ab zwölf Jahren berichten, was sie im Alltag herausfordert – Stress, Mobbing, Alkohol, Hilflosigkeit. Danach berichtet ein älterer Mensch, wie er mit ähnlichen Problemen in der eigenen Jugend umgegangen ist. Die Kampagne ist bereits auf Instagram, Facebook und TikTok gestartet und läuft acht Wochen. Margitta Strunz gehört zu den Senioren, die mitwirken. Sie ist 79 – und überzeugt, dass die Unterschiede von ihrer Jugend zur Jugend heute gar nicht so groß sind.

Wie viel Kontakt mit Jugendlichen haben Sie im Alltag?

Ich habe Enkelkinder, die Jüngste ist neun Jahre, der Älteste 24. Und auch mit deren Freunden komme ich regelmäßig ins Gespräch. Ich bekomme mit, welche Themen die junge Generation beschäftigt. Im Grunde genommen sind es ähnliche Probleme wie in meiner Jugend.

Werden Sie von den Jugendlichen oft um Rat gebeten?

Ja, das kommt immer wieder vor. Sie möchten oft meine Sichtweise hören. Oder sie bitten mich, aus meiner Jugend zu erzählen. Wenn ich zum Beispiel höre, welche Probleme sie heute mit der Arbeit haben, erzähle ich, wie es damals bei mir war. Wie ich mit Problemen zurechtgekommen bin. Dass man sich manchmal einfach durchbeißen muss. Oft höre ich dann: Es war bei euch auch nicht besser als bei uns heute.

Gibt es Themen, bei denen Sie sich schwertun, sich in die Welt der Jugendlichen zu versetzen?

Ja, wenn es um Freundschaften geht. Der persönliche Kontakt hat sich durch Technik und Social Media doch sehr verändert. Wenn wir uns früher treffen wollten, mussten wir verbindlich etwas ausmachen. Das Verabreden heute ist viel lockerer geworden, die Jugendlichen bringen viel mehr Zeit dafür auf, sich zu verabreden, als tatsächlich etwas zusammen zu unternehmen – vielleicht merken sie das noch gar nicht.

Was war für Sie ausschlaggebend, sich an der Kampagne zu beteiligen?

Junge Menschen interessieren mich. Ich merke immer wieder, dass sie Unterstützung und Hilfe brauchen können. Viele wollen mit einigen Problemen nicht zu den Eltern gehen. Manchmal kann ein Außenstehender einen viel besseren Ratschlag geben.

Bereiten Sie sich vor? Haben Sie eine Botschaft?

Nein, habe ich nicht. Ich möchte erst hören, was die Jugendlichen belastet. Darauf will ich eingehen und vielleicht aus meiner Jugend erzählen. Mobbing gab es damals schon – es hieß nur anders. Und es war vermutlich auch nicht so gravierend wie heute.

Glauben Sie, dass auch Jugendliche mit gravierenden Problemen öffentlich darüber sprechen werden?

Ja, das glaube ich schon. Wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen zugehört wird. Wir möchten ihnen helfen, mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu bekommen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Und ich glaube, es ist wichtig, dass sie merken: Vieles war für die Alten in der Jugend auch nicht einfacher als für sie heute.

Meinen Sie, Sie werden von den Gesprächen profitieren?

Mit Sicherheit. Allein, weil ich viel über den Umgang mit Social Media lernen werde. Außerdem finde ich es immer bereichernd, mit jungen Menschen zu sprechen. Dabei bleibt man jung.

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