Die rätselhafte Mammutfigur

von Redaktion

Archäologe datiert einen niederbayerischen Fund neu

Dieser Stein aus Künzing wird auf 48 000 v. Chr. datiert.

Diese Figur wurde 1931 in Schwaben gefunden.

Ein ausgewachsenes Mammut war etwa 2,60 Meter hoch, hier zu sehen als Nachbildung in einer Ausstellung 2005 in Regensburg © Armin Weigel/dpa, Binsteiner, Museum Blaubeuren

Künzing – Waren die Neandertaler künstlerischer veranlagt als bisher angenommen? Ein Fund auf einem Feld in Künzing im Landkreis Deggendorf (Niederbayern) macht es nach Ansicht eines Experten nötig, die Wissenschaft über die Neandertaler neu zu überdenken. So könnte ein von dem Geoarchäologen Alexander Binsteiner als Mammut-Darstellung identifiziertes Halbrelief auf einem Kieselstein der bisher älteste Beleg dafür sein, dass die Neandertaler figürliche Kunst geschaffen haben.

Ein vor zwei Jahren von Werner Friedenberger, dem Gründungsvorsitzenden des Museumsvereins Künzing, gefundenes niederbayerische Artefakt stufte Binsteiner nun auf ein Alter von etwa 50 000 Jahren ein, wie er der „Mediengruppe Bayern“ sagte. Fest stehe, dass das Halbrelief und weitere Fundstücke durch die Hand eines Neandertalers bearbeitet worden seien. Der Wissenschaftler kommt zu dem Schluss, dass der nur 2,3 Zentimeter lange, einen Zentimeter dicke, eher unscheinbare Quarzstein ein „Sensationsfund aus der Altsteinzeit“ ist: „So etwas hat es noch nie gegeben, und man hat keinerlei Vergleichsstücke.“

Bisher gelten als älteste Belege für figürliche Kunst 40 000 Jahre alte Figuren aus Mammutelfenbein, die ein kleines Mammut, einen Fischotter, ein Pferd und einen Löwen darstellen, wie es heißt. Sie waren 1931 in der Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb entdeckt worden. Heute ist die fünf Zentimeter große Mammutfigur im Museum der Universität Tübingen ausgestellt. Aufgrund seiner Beschaffenheit aus Quarz muss der niederbayerische Fund laut Binsteiner zu einer Zeit entstanden sein, als Mammuts dem Künstler noch als Vorbild zur Verfügung standen. In den meisten Regionen Europas waren Mammuts spätestens vor 12 000 Jahren ausgestorben.

Der Geologe Binsteiner hat schon etliche Funde ausgewertet und datiert. So wurde er damit betraut, die Feuersteine, die der „Ötzi“, der berühmte „Mann aus dem Eis“, im Gepäck hatte, zu untersuchen. Er nahm auch die 29 500 Jahre alte „Venus von Willendorf“ unter die Lupe. In Arnhofen bei Regensburg entdeckte er Steinklingen aus Feuerstein und stufte sie als 7000 Jahre altes Zahlungsmittel ein.
KNA/MM

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