Kritik am Baum des Jahres

von Redaktion

Naturschützer attackieren Wahl der Amerikanischen Roteiche

Imposant, aber schädlich? Eine Amerikanische Eiche, die nun zum Baum des Jahres gewählt wurde. © Sina Schuldt

München – Kurioser Streit um die Amerikanische Roteiche, eine Baumart, die erst im Oktober zum „Baum des Jahres“ gekürt wurde: Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) ist mit der Auswahl überhaupt nicht einverstanden. „Damit wird ein völlig falsches Signal gesetzt“, sagt LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. Die Jury der Dr. Silvius Wodarz Stiftung mit Sitz in Niedersachsen, die die Auszeichnung vergibt, sei vor der Lobby der Forstwirtschaft eingeknickt, sagt Schäffer.

Der „Baum des Jahres“ wird jährlich vergeben, es ist symbolische Auszeichnung so wie es auch den Vogel des Jahres oder die Blume des Jahres gibt. Doch ist nicht auszuschließen, dass sich Waldbesitzer an den Empfehlungen orientieren, sagt LBV-Waldreferent Christian Stierstorfer. Die Bezeichnungen, die er für die imposante Baumart findet, sind nicht schmeichelhaft: „invasive Art“ oder auch „Neophyt“. Gemeint ist: Die Eichenart ist, wie der Name schon sagt, aus Amerika eingeschleppt worden und entfaltet nach Ansicht des LBV „eine schädliche Wirkung“. Dort, wo sich die Eiche breitmache, verkümmere die Bodenkultur mit ihren Kleinstlebewesen.

Der LBV entfernt aus seinem Schutzgebiet Rainer Wald bei Straubing gezielt Amerikanische Eichen, die ein Vorbesitzer dort angepflanzt hatte. Dafür gebe es sogar Fördergelder vom Freistaat, sagt Stierstorfer. Einheimische Laubmischwälder seien besser, sagt er. Die einheimische Stieleiche als Baum des Jahres würde ihm gefallen.

Warum nun die Jury ausgerechnet die Amerikanische Eiche auswählte, ist Stierstorfer schleierhaft. Eventuell spielt der Einfluss der Forstwirtschaft eine Rolle. Diese preist diese Eichen-Art als klimaresistent. Stefan Meier vom Förderverein „Baum des Jahres“, der zur Stiftung gehört, widerspricht der Kritik.

Die Wahl der über 30 Jury-Mitglieder – darunter BUND, Nabu und WWF, sei „mit großer Mehrheit“ getroffen worden. Er wisse um die Kritik, die aber zum Teil „ideologische Gründe“ habe. Die Amerikanische Eiche gebe es nur auf 0,5 Prozent der Baumfläche in Deutschland. „Es ist nicht zu befürchten, dass jetzt alles vollgepflanzt wird.“
DIRK WALTER

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