Das Schnee-Orakel zum Fest

von Redaktion

Weiße Weihnacht? Wetter-Profis wagen erste Prognosen

Glitzernde, dicke Flocken: Der Traum von der weißen Weihnacht wird in der Schneekugel wahr. © Getty images

München – Der Winter naht. Bergspitzen sind seit heute Nacht nicht mehr nur angezuckert. Und die ein oder andere Portion Schnee wird noch dazukommen. Die milde Atlantikluft verlässt uns. Eine Kaltfront aus Nordwesten quert den Freistaat, an die Alpen stößt polare Luft. Die weißen Flocken erreichen laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bis Freitag auch niedrige Lagen: Bis auf 400 Meter wird vor Glätte durch Schneematsch und gefrierender Nässe bei bis zu minus 5 Grad Celsius gewarnt.

Auf 1000 Meter sollen bis zu zehn Zentimeter Neuschnee fallen, in den Allgäuer Alpen bis zu 30. Unter 500 Metern kommen erst mal nur fünf Zentimeter Neuschnee an, aber nachts ist bei Temperaturen um die 0 mit Schneeschauern und bis in den Freitag hinein mit Schnee zu rechnen. Da kommen Weihnachtsgefühle auf. Erst jetzt passen die Supermarkt-Regale voller Schoko-Nikoläuse und die Weihnachtshits im Radio zum Wetter.

Eine Prognose für Weihnachten veröffentlicht der DWD jedes Jahr erst kurz vorm Fest. Ein Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 zeigt aber, dass die Chance auf eine Schneedecke an Heiligabend und an den Feiertagen in Deutschland um 13 Prozentpunkte und regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte zurückgegangen ist. Rein statistisch gibt es in München etwa nur noch alle sieben Jahre weiße Weihnachten, früher alle drei Jahre. Trotzdem: Die Menschen wünschen sich ein Weihnachten wie auf der Postkarte, im Film und in der Schneekugel.

Wetter-Prophet Sepp Haslinger aus Benediktbeuern im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen weiß um diese Sehnsucht. Schon im August hat sich der 83-Jährige wieder an seine alljährliche Vorhersage gemacht. Er behauptet, am Blütenstand einer Pflanze namens Königskerze um Mariä Himmelfahrt ablesen zu können, wie hart der Winter vom 21. Dezember bis Ostern ausfällt. „Heuer sind alle Wetterkerzen gleich. Sie sagen mir eindeutig, dass es diesen Winter wenig Schnee gibt“, sagte er im Sommer. Wenige Blüten bedeuten „nur ein paar Schaufeln mit Schnee“. „Wenn wir Massl haben, gibt‘s an Weihnachten vielleicht ein bisschen Schnee.“

Fabian Ruhnau, Leitender Meteorologe bei Kachelmann-Wetter, hat sich nun auch an eine Prognose für die Monate Dezember, Januar und Februar gewagt. Grundlage sind zwei Langfristtrends, die das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) veröffentlicht hat. Der eine blickt 46 Tage voraus, der andere sieben Monate. „Dieser Jahreszeitentrend hat zwar einen wissenschaftlichen Hintergrund, ist aber experimentell“, sagt Ruhnau im Youtube-Video. „Wir bewegen uns im Spekulationsbereich.“

Auf der Höhenwetterkarte identifiziert Ruhnau bis auf eine stark ausgeprägte Tiefdruck-Anomalie über Island und Grönland überdurchschnittlich hohen Druck bis in hohe Luftschichten. Die Temperaturen in Europa könnten demnach im Dezember ein bis zwei Grad über dem langjährigen Mittel liegen. „2010 hatten wir es mit dem letzten unterdurchschnittlichen Winter zu tun. Seitdem gab es keinen Winter mehr, der nicht überdurchschnittlich mild war.“

Norddeutschland werde häufiger von der „Atlantiknässe“ gestreift. Je weiter man gen Süden blicke, desto geringer würden die Niederschlagssignale. „Da sind keine markanten, gar außergewöhnlichen Kaltlufteinbrüche in Sicht“, so Ruhnau. Das ECMWF hat allein für Dezember 50 mögliche Wetterlagen berechnet. „Zehn Lösungen berechnen einen Kalt-Dezember, 23 allerdings einen sehr milden oder milden Dezember.“ Schlechte Chancen also für weiße Weihnacht.

Auch der Januar wird demnach wohl überdurchschnittlich mild. Im Februar aber könnte das Hochdruckgebiet über Azoren und Atlantik wandern und das Islandtief nach Süden drücken. Laut den Berechnungen ist der Februar am stärksten vom Tief geprägt und nass. Ist es kalt genug, wird aus Regen Schnee. Dann würde zumindest Fasching im Winterwunderland gefeiert.
CORNELIA SCHRAMM

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