Schulstreit an der Wahlurne

von Redaktion

Bürgerentscheide über Sportgymnasium, Chaletdorf & Co.

Auf diesem Areal soll ein Chaletdorf entstehen. © Anita Berger

So soll es aussehen: Das in Geretsried geplante Sportgymnasium hat Star-Architekt Daniel Libeskind entworfen. © Studio Libeskind

München – Die nächste große Wahl steht wohl am 23. Februar an. Dann geht ganz Deutschland an die Urne, um eine neue Bundesregierung zu wählen – vorausgesetzt, Bundeskanzler Scholz scheitert mit seiner angekündigten Vertrauensfrage. Doch für etliche Entscheidungen vor Ort wird in Bayern schon an diesem Wochenende abgestimmt. Ein kleiner Überblick, welche mitunter heiß umstrittene Themen am Sonntag von den Bürgern entschieden werden.

Sportgymnasium vom Star-Architekten

In Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ist es seit Monaten das beherrschende Thema: der Bau eines neuen Sportgymnasiums, für das rund 10 000 Quadratmeter Wald weichen müssten. Für die Befürworter wäre der von Star-Architekt Daniel Libeskind entworfene Neubau der Privatschule eine Bereicherung für die Stadt. Die Gegner argumentieren, in der heutigen Zeit sei es nicht vertretbar, einen so wertvollen Baumbestand für einen Schulkomplex zu opfern. Für die Sportschule mit zwei Leistungssport- und zwei Breitensportklassen pro Jahrgangsstufe müsse ein anderer Standort gefunden werden. Ein Bürgerbegehren der Gegner war erfolgreich, nun stimmen am Sonntag rund 20 000 Wahlberechtigte darüber ab, ob die Planungen fortgesetzt oder gestoppt werden sollen.

Solarpark auf 18 Hektar

In Ingenried im Kreis Weilheim-Schongau stimmen die Bürger am Sonntag darüber ab, ob die Pläne für Photovoltaik-Anlagen auf einer Fläche von insgesamt 18 Hektar in der Gemeinde weiterverfolgt werden oder nicht. Der Gemeinderat hat den Aufstellungsbeschluss für die Anlagen bereits erteilt – doch seitdem brodelt es in der Gemeinde. Die Gegner sammelten Unterschriften, jetzt kommt es zum Bürgerentscheid. Die Fronten sind weiterhin verhärtet.

Umstrittene Missbrauchs-Straße

In Eslarn in der Oberpfalz sind die Bürger zur Abstimmung über eine Straßenumbenennung aufgerufen. Eigentlich ist der Vorschlag der Gemeindeverwaltung keine große Sache, dennoch hat sogar der „Spiegel“ darüber berichtet. Warum? Die Straße ist nach einem Theologen und verurteilten Missbrauchstäter benannt: Georg Zimmermann war 1969 zu einer Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden und wurde später rückfällig – er verübte seine Taten im bischöflichen Knabenseminar in Weiden. Betroffene leben noch. 1993 wurde trotzdem eine Straße nach ihm benannt. Die Einwohner der Marktgemeinde sind geteilter Meinung. Für viele ist er ein verdienter Musiker, der Kinder und Jugendliche gefördert hat. Anwohner der Straße haben noch ein weiteres Problem: Sie fürchten organisatorischen Aufwand, wenn sich ihre Anschriften ändern.

Chaletdorf im Chiemgau

Am Hitzelsberg in Bernau im Chiemgau soll ein Chaletdorf entstehen. So will es der Investor, die in Bernau ansässige Firma Herecon. So will es die Marktgemeinde. Zwei Bürgerinitiativen sehen das anders und haben einen Bürgerentscheid losgetreten. Erst sollte dort ein Luxushotel entstehen, dann kam das Chaletdorf ins Spiel. 39 Chalets mit meist zwei Einheiten, ein Apartmenthaus, Wellness- und Spa-Bereiche, zwei Restaurants und eine große Tiefgarage sind – Stand jetzt – geplant. Die Gegner verweisen auf den Naturschutz. Auf dem Hitzelsberg hätten sich – dank jahrzehntelanger, extensiver Nutzung – schützenswerte und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können. Sie fürchten um die Attraktivität ihres Ortes, wenn das Großprojekt verwirklicht wird. Und die Anwohner fürchten sich vor Verkehr und zusätzlichem Lärm, weil bisher keine Erschließungsstraße geplant ist.
MM

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