Raser-Brennpunkt Rossfeld

von Redaktion

Schon wieder Unfall auf Hobbyrennstrecke bei Berchtesgaden

Der jüngste Unfall: Ein BMW blieb am Freitag demoliert im Bergwald stehen. © Dörfler/7aktuell

Die Rossfeld-Höhenstraße ist beliebt bei Ausflüglern, die das Panorama genießen wollen – aber auch bei Hobby-Rennfahrern. Trotz hoher Polizeipräsenz kommt es hier immer wieder zu Unfällen. © Peters/IMAGO

Berchtesgaden – Es ist schon wieder passiert: Ein junger BMW-Fahrer ist mit drei Freunden im Auto an der Rossfeld-Höhenstraße bei Berchtesgaden verunglückt. Die Straße macht schon seit Jahren als Hobby-Rennstrecke Schlagzeilen. Ein 18-Jähriger aus Schönau am Königssee machte am späten Freitagnachmittag mit seinen drei Freunden an Bord seines Einser-BMW eine Ausfahrt zur Rossfeldhöhenstraße – ein mautpflichtige Touristenstraße, die auf 1600 Meter führt und spektakuläre Ausblicke auf die Berchtesgadener Alpen ermöglicht. Es hatte geschneit, der Wind trieb die Flocken zu kleinen Verwehungen zusammen.

Die Fahrt sollte laut Polizei von der Buchenhöhe zur Rossfeldskihütte führen. Auf Höhe des Ahornbüchsenkopfs geschah das Unglück: Der Fahrer verlor auf der glatten Fahrbahn die Kontrolle über sein Auto. Der Wagen kam nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Wurzelstock, der bei dem Zusammenstoß herausgerissen wurde. Dann überschlug sich der BMW mehrmals, bis er nach etwa 15 Metern unterhalb und 20 Meter von der Fahrbahn entfernt im Bergwald zum Stillstand kam. Alle vier Insassen waren angeschnallt und konnten somit unversehrt aus dem Auto klettern. Am Auto entstand ein Totalschaden, es musste abgeschleppt werden. Die Polizei nahm den Unfall auf. „Die Geschwindigkeit war nicht den Straßenverhältnissen angepasst“, so ein Polizeisprecher. Allerdings habe es auch keine Driftspuren gegeben.

Die hatte erst vor wenigen Wochen ein 20-jähriger Fahrer eines 400-PS-BMW hinterlassen, der nur 150 Meter entfernt in den Bergwald gekracht war. Auch er blieb unverletzt. Zum jüngsten Fall sagt der Polizeisprecher: „Es war der erste Neuschnee, den der junge Mann mit dem Auto erlebt hatte.“

Immer wieder kommt es am Rossfeld zu schweren Unfällen, weil Auto- oder Motorradfahrer dort ihre Grenzen austesten. Stefan Scharf, Chef der Polizeiinspektion Berchtesgaden, nennt die häufigste Unfallursache: Selbstüberschätzung. „Man will ans Limit gehen. Die Poserszene will sich hier oben mit ihrem vermeintlichen Fahrkönnen austoben“, sagte Scharf nach dem schweren Unfall des 400-PS-BMW. Zwar gelte auf der Strecke ein Tempo-70-Limit. „Doch es gibt dort 90-Grad-Kurven, dafür ist auch das zu schnell“, gab Scharf zu bedenken. Die Polizei kontrolliere regelmäßig, doch die Hobby-Tuner warnen sich gegenseitig. Wird ein Blitzer aufgestellt, spricht sich das in Windeseile in Tuner-Kreisen herum. „Und wir können nicht immer dort sein“, sagte Scharf. Er würde bauliche Veränderungen nach Vorbild der Kesselbergstraße am Walchensee wie Rillen und Bodenwellen sowie Fahrbahnteiler empfehlen.

Alexandra Rothenbuchner, Sprecherin des Landratsamtes Berchtesgaden, sagte dazu: „Generell gilt, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen regelmäßig überwacht werden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten.“ Alle Straßen im Zuständigkeitsbereich des Landratsamtes würden regelmäßig bewertet, um angemessen reagieren zu können. „Hierbei ist natürlich allen voran die Ursache für Verkehrsunfälle in die Betrachtung einzubeziehen und inwiefern diese durch eine Geschwindigkeitsbeschränkung vermeidbar gewesen wären.“
wE/KP

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