Erste Absage für Kiffer-Club

von Redaktion

Anbauvereinigung aus Forstinning ist sauer: „Schweinerei“

Cannabis Social Club Minga e.V. heißt der Anbauverein von Erdinc Tuncer (r.) und Erdem Özkardaslar. © Privat

Es geht auch anders: In Hamburg sind die ersten Cannabis Clubs längst genehmigt. © Georg Wendt/dpa

Edinc Tuncer (43) könnte einen Joint jetzt ganz gut vertragen. Am 2. August stellte er den Antrag für seine Anbauvereinigung „Cannabis Social Club Minga“ beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Jetzt hat er Antwort der Behörde bekommen: eine Absage. Die erste für eine Anbauvereinigung in Bayern.

Der Kiff-Club-Chef aus Forstinning (Kreis Ebersberg) sieht das gar nicht entspannt – im Gegenteil: Er ist außer sich. „Das ist eine Schweinerei“. Was ihn am meisten ärgere, sei die Begründung des LGL. „Wir bekommen die Lizenz nicht, weil wir drei Rollstuhlfahrer unter unseren 146 Mitgliedern haben. Das LGL verlangt, dass jedes Mitglied an den Cannabis-Pflanzen arbeiten kann.“ Doch die Rollstuhlfahrer kämen in den Bereich, wo die Pflanzen stehen, gar nicht rein. „Da ist es zu eng.“ Tuncer habe ihnen deshalb andere Aufgaben zugedacht. „Zum Beispiel in der Verwaltung, für Social Media oder fürs Wiegen und Verpacken.“ Das habe er vorab in Zusammenarbeit mit LGL-Beamten so in die Satzung geschrieben. Jetzt habe das LGL genau das nicht erlaubt, so Tuncer.

Für Tuncer ein Skandal: „Das Gesetz gibt das gar nicht her.“ Er will jetzt gegen die Entscheidung klagen. Außerdem hat er Antrag auf einstweilige Verfügung beim Verwaltungsgericht eingereicht. „Wir fordern, dass unser Social Club vorläufig erlaubt wird“, sagt Tuncer. Das sei vor allem aus finanziellen Gründen wichtig: „Wir haben schon 35 000 Euro für Miete und Strom ausgegeben. Und 3900 Euro für den Antrag. Ohne Lizenz können wir aber kein Cannabis produzieren.“ Das LGL wollte sich auf Anfrage nicht zu den Gründen für die Absage äußern. Laut Sprecher sind derzeit 29 Anträge von weiteren Kiffer-Clubs in Prüfung. Andere Absagen oder Genehmigungen habe es nicht gegeben.

Für Tuncer ist die Begründung reine „Haschspalterei“. Er vermutet eine Strategie dahinter. Schließlich sei Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegen das Gesetz. Seit 1. April ist Cannabis zum Teil legalisiert: Volljährigen ist der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit und bis zu 50 Gramm in privaten Räumen erlaubt. Außerdem dürfen Erwachsene bis zu drei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen. Seit Juli sind auch die Cannabis-Clubs legal. Darin dürfen Mitglieder das Rauschmittel anbauen und untereinander aufteilen. Söder hatte angekündigt, diese Legalisierung „extremst restriktiv“ anzuwenden. Wer Cannabis anbauen und konsumieren will, solle „das woanders machen“, warnte Söder damals.

Tuncer sieht sich als erstes Opfer dieser Ansage. Für ihn ein Hohn: „So fördert die Staatsregierung den Schwarzmarkt. Weil man sich immer noch nirgends legal Cannabis besorgen kann.“
T. GAUTIER

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