Der Steinbruch des Grauens

von Redaktion

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg erhält eine historische Stätte

KZ-Häftlinge warten im Steinbruch des KZ 1942 auf die Essenausgabe. Im Hintergrund die Burgruine Flossenbürg.

Der Steinbruch auf einem Archivbild von vor drei Jahren. Bis vor Kurzem wurde hier noch Granit abgebaut. © Armin Weigel/dpa, Krasilnikov Stanislav/pa

München – Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in der Oberpfalz wird erweitert. Der ehemalige KZ-Steinbruch Wurmstein werde künftig Teil dieses Erinnerungsortes sein, erklärte die Stiftung Bayerische Gedenkstätten in München.

Der Steinbruch war der Grund für die Errichtung des Konzentrationslagers in Flossenbürg 1938. „Die KZ-Häftlinge wurden zu schwerster Zwangsarbeit im Granitabbau gezwungen. Heute erinnern vor allem die Häftlingstreppe und -wand, die unter Denkmalschutz stehen, an die unvorstellbaren Leiden der Inhaftierten.“ Seit einem Jahrzehnt könnten Besucher den Steinbruch, der kaum 15 Gehminuten vom Lagergelände entfernt liegt, bereits von einer Aussichtsplattform aus sehen. In Zukunft wolle man ihn zugänglich machen. Angedacht sind geführte Rundgänge und Bildungsprogramme.

Bayerns Staatsregierung hatte 2020 beschlossen, die Verpachtung des sogenannten Osti-Steinbruchs an einen Unternehmer auslaufen zu lassen. Der Unternehmer hatte in einem Bereich, der abseits des in der NS-Zeit zur Steingewinnung genutzten Geländes liegt, weiter Granit abgebaut. Sogar für die Sanierung der Steinernen Brücke in Regensburg wurde dieser Granit verwendet. Vergangenen März endete der Abbau. Nun hat die Stiftung selbst den Steinbruch gepachtet. Der Vertrag wurde gestern von Karl Freller, Direktor der Stiftung, und Jörg Skribeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte, sowie zwei Verantwortlichen der Bayerischen Staatsforsten unterzeichnet. „Der Pachtvertrag ist ein weiterer Meilenstein in der Transformation des ehemaligen KZ-Steinbruchs zum Erinnerungsort“, hieß es.

Langfristig strebe man eine Übertragung des Eigentums an, um die Stätte noch umfassender als Denkmal und Lernort zu gestalten. Kultusministerin Anna Stolz als Stiftungsratsvorsitzende sagte: „Nur noch ganz wenige Zeitzeugen können von den Gräueltaten der NS-Verbrechen berichten. Umso wichtiger ist es, dass wir die steinernen Zeugnisse von Folter, Terror und Tod bewahren und in unsere Bildungsarbeit integrieren – insbesondere für die kommenden Generationen unserer Schülerinnen und Schüler.“

Im KZ Flossenbürg und seinen 94 Außenlagern waren insgesamt 100 000 Menschen aus 47 Nationen inhaftiert, mindestens 30 000 von ihnen starben unter qualvollen Bedingungen – unter ihnen die Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer und Wilhelm Canaris, die noch Anfang April 1945 kurz vor der Befreiung hingerichtet wurden.
MM/KNA

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