Mehr digitale Medien im Unterricht

von Redaktion

Studie: Nur noch weniger als zehn Prozent der Lehrer sind Total-Verweigerer

Immer digitaler: zwei Schülerinnen am Tablet. © Judith Thomandl/PA

München – Schlechtes WLAN an Schulen, rückständige Lehrer, für die KI ein Rätsel ist – das sind offenbar Vorurteile. Eine neue Studie von Bildungsforschern an der Ludwig-Maximilians-Universität München bescheinigt der Schule in Bayern einen überraschend hohen Kompetenzzuwachs bei der digitalen Bildung. „Digitale Medien werden jetzt erstmals systematisch eingesetzt und man sieht was man braucht“, sagte der Bildungsforscher Frank Fischer, der seine Studie auf einer Tagung der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) vorstellte.

Fischer ist Professor für empirische Pädagogik und hat mit seinem Team eine Umfrage unter 700 Lehrern und 900 Schülern und Eltern durchgeführt. Eine zentrale Erkenntnis: Bei den Lehrern gibt es einen „dramatischen Zuwachs an Kompetenzen“. Gab es früher allenfalls zehn Prozent Enthusiasten beim Einsatz digitaler Medien, so hat sich das komplett gedreht: 80 Prozent der Lehrer an weiterführenden Schulen finden jetzt, dass digitale Medien gut für den Unterricht sind. Weniger als zehn Prozent sind strikte Verweigerer und wollen sie definitiv nicht einsetzen. Allerdings beruht dieses Ergebnis auf einer Befragung von Lehrern, also auf einer Selbsteinschätzung. Eigene Tests, um die realen Kompetenzen von Lehrern im Umgang etwa mit ChatGPT herauszufinden, hat Fischer nicht durchgeführt. Ein weiterer Hinweis, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht steigt, ist die anhaltende Klage über Ausstattungslücken. Noch immer gut die Hälfte der Lehrer findet, das WLAN an der Schule sei zu schlecht – obwohl es hier tatsächlich deutliche Fortschritte gegeben hat. Wenn Lehrer unzufrieden sind, folgert Fischer, dann haben sie höhere Ansprüche, weil sie nun wirklich sehen, „was man braucht“. Auch von Eltern gibt es Lob: Lehrer seien über digitale Schulplattformen jetzt besser erreichbar als früher, sagt eine Mehrheit. Als Aufgabe empfahl Fischer, Leistungstests zu entwickeln, bei denen die Schüler trotz Einsatz von KI eigenständig vorgehen müssen. Prüfungsformate seien in Bayern noch sehr traditionell.

Kultusministerin Anna Stolz (FW) zeigte sich erfreut über die Ergebnisse. Es gebe eine starke Nachfrage nach Lehrerfortbildungskurses zu digitalen Medien – 165 000 Teilnehmer waren es 2023. „Das ist großartig, da lassen wir auch nicht nach.“ Auch vbw-Bildungsexperte Christof Prechtl sagte angesichts der Resultate, das Glas sei halb voll und nicht halb leer.
DIRK WALTER

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