Klara und ich saßen am See. Da kam der Waschbär Waldemar die Böschung herunter geschlendert. Auf seinem Kopf thronte eine Weihnachtsmann-Mütze. Fröhlich sang er – schrecklich schräg – „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, ich traue meinen Augen kaum. Der Niklaus schleppt Geschenke ran – mehr als ein Rentier tragen kann.“
Ich quakte: „Der Weihnachtsmann kommt nur zu den braven Kindern. Zu dir kommt der Krampus.“ Waldemar fragte verunsichert: „Wer oder was ist ein Krampus?“ Klara erklärte mit schauriger Stimme: „Der Krampus ist ein großes, zweibeiniges Wesen mit dunklem, zotteligen Fell. Auf dem Kopf hat er große Hörner. Wenn er kommt, hört man erst schwere Schritte – und eine eiserne Kette, die hinter ihm über den Boden schleift.“ Waldemars Fell hatte sich vor Angst aufgestellt. Der Waschbär versteckte sich hinter einem Baumstamm.
Klara und ich gackerten laut lachend los: „Haha, du hast doch nicht wirklich Angst vor dem Krampus. Das ist doch nur eine Kindergeschichte.“ Waldemar räusperte sich und brummte verlegen: „Natürlich nicht.“
Ich erklärte, dass Aussehen und Auftreten des Kinderschrecks von Region zu Region unterschiedlich sind. Der Brauch ist besonders in Bayern, Österreich, Südtirol sowie Slowenien, Slowakei und Tschechien verbreitet.
Eure Paula
TEXT: PETER SCHLINGENSIEF