Komparsen kämpfen um faire Gagen

von Redaktion

Alle lieben den Pumuckl: Für die neue Serie wurden viele Komparsen gesucht. Erst wurde ihnen aber angekündigt, dass sie diesmal keine Gage erhalten würden. © dpa

München – Rudi Breiteneicher hält sich gerne im Hintergrund auf. Und das professionell. Er arbeitet seit zwölf Jahren als Komparse. Er hat in Produktionen wie „München 7“, „Sturm der Liebe“, „Hubert ohne Staller“ oder „Dahoam is Dahoam“ mitgewirkt. Und er hätte auch in der neuen Pumuckl-Staffel eine Komparsenrolle ergattern können, gesucht wurden Darsteller für ein Maifest. Hätte der 64-jährige Mühldorfer gerne gemacht. Aber nicht ohne Vergütung. Die Münchner Produktionsfirma Neue Super hatte bei der Ausschreibung darauf hingewiesen, dass es diesmal kein Geld für Komparsen gibt: „Bei uns geht es hauptsächlich um den Spaß am Drehen und darum, beim Pumuckl dabei zu sein, und nicht um eine monetäre Entschädigung, auch wenn du Urlaub nehmen musst oder extra von etwas weiter her kommst.“ Als Breiteneicher das las, entschied er sich gegen die Bewerbung. „Das wären zwei Tage gewesen und ich hätte nicht mal Fahrtgeld bekommen“, sagt er.

Dass eine renommierte Produktionsfirma wie die Neue Super Komparsen nicht mehr bezahlen will, irritierte ihn. Denn eigentlich sei zumindest immer der Mindestlohn gezahlt worden – 120 Euro. „Das muss noch versteuert werden und man muss Benzingeld abziehen“, erklärt er. Reich werde man mit Komparsen-Rollen nicht. Breiteneicher macht es, weil es ihm Spaß macht. Aber er sagt auch: „Es sind meist anstrengende, lange Tage.“ Und es ist ihm schon häufig passiert, dass die Szenen, in denen er einen Passanten oder ähnliches spielte, später gar nicht im Film landeten. Ganz ohne Vergütung ist ihm seine Zeit dafür zu schade. „Aber natürlich sind nicht alle, die sich für Komparsen-Rollen bewerben, so erfahren, dass sie von der Mindestlohn-Vergütung wissen“, sagt er. Es gab genug Bewerber, die sich „aus Spaß beim Pumuckl dabei zu sein“ meldeten. Letztlich zahlte ihnen die Neue Super dann doch eine Vergütung.

Klaus Stutzer hat aufmerksam verfolgt, wie die Neue Super bei der Pumuckl-Produktion mit den Komparsen umgeht. Er hat vor neun Jahren die Initiative „Faire Gagen“ gegründet. „Damals haben immer mehr Produktionsfirmen Komparsen nur noch nach Stunden oder mit Halbtagespauschalen bezahlt, um zu sparen“, berichtet er. „Wir wollten die Pauschal-Gage retten.“ Auch Kleinst- und Nebendarstellern stehe eine Gage zu, betont er. Viele wüssten das aber nicht. Und das werde von Produktionsfirmen ausgenutzt. Als er erfuhr, dass die Neue Super die Pumuckl-Komparsen nicht bezahlen will, nahm seine Initiative mit der Produktionsfirma Kontakt auf und forderte eine faire Bezahlung. Eine Antwort hat er nie erhalten, sagt er. Dafür kam dann die Nachricht, dass die Komparsen nun doch nach Mindestlohn bezahlt werden. Eine gute Nachricht, sagt Stutzer. Aber der Sparkurs am Filmset macht ihm nach wie vor Sorgen.

Nicht nur ihm. Auch Gabi Prinz (Name geändert) beobachtet seit Längerem, dass Komparsen immer häufiger schlecht oder gar nicht bezahlt werden. Sie hat eine Agentur, die Kleindarsteller an Produktionsfirmen vermittelt. Deshalb möchte sie nicht, dass ihr echter Name in der Zeitung steht. Sie hat Angst, dann keine Angebote mehr zu bekommen. „Die Produktionsfirmen nehmen nach wie vor viel ein, sparen aber ohne Ende“, sagt sie. Viele Komparsen seien auf den Nebenverdienst angewiesen, betont Prinz. Sie müssten teils weite Anfahrtswege auf sich nehmen und sich oft von 7 bis 20 Uhr am Set bereithalten. Im Fall der Pumuckl-Produktion sei den Agenturen nicht vorab mitgeteilt worden, dass es diesmal gar keine Gage gibt. Die Info erreichte die Betroffenen erst nach der Bewerbung.

Die Neue Super betont, sie bezahle alle Komparsen nach den gesetzlichen Vorgaben. Das sei auch bei der Pumuckl-Produktion so gewesen. Die Frage, warum den Nebendarstellern erst angekündigt wurde, dass sie dieses Mal kein Geld bekommen, ließ die Produktionsfirma unbeantwortet.

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