Andrea Lindholz (54) rückt auf der Liste nach vorne. © IMAGO
Söder, Merz, Söder, Dobrindt (v.l.): Die CSU stellt ihr Wahlplakat für den 23. Februar vor. © Sven Hoppe/dpa
München – Wenn Markus Söder Fotos veröffentlicht, ist ihm ein Detail offensichtlich sehr wichtig: dass er ein wenig größer erscheint. Das glückte ihm auch schon bei Treffen mit Friedrich Merz, der in Wahrheit und bei durchgedrücktem Kreuz ein paar Zentimeter höher ist. So gesehen, ist das neue CSU-Wahlplakat eine Geste der Geschlossenheit: Söder und Merz Schulter an Schulter und millimetergenau gleich groß.
Söders CSU hat das Plakat am Montag vorgestellt. Es ist ja schon eine Nachricht, dass es überhaupt ein gemeinsames gibt – 2021 mit dem damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet wollte die CSU kein Doppelfoto. „Wir sind überzeugter von dem Kandidaten jetzt“, sagt Söder knapp. Auch inhaltlich ist beim geplanten Unions-Wahlprogramm kein großer Dissens zu befürchten, es soll nächste Woche kommen. „Ein Wende-Programm, kein Weiter-so oder Bisschen-anders“ verspricht Söder. Ein Schwerpunkt liege auf scharfer Entbürokratisierung. Eine Paragrafenbremse soll alte Gesetze zu Fall bringen, zudem will er das Verbandsklagerecht kippen.
Man wolle „Deutschland wieder in Ordnung bringen“, prangt auf den Plakaten. Als zentrale Botschaften setzt Söder auf Migration, Wirtschaft und die Stärkung der Bundeswehr. Dazu passt ein Teil der Personalien, auf die sich die CSU-Spitze intern am Sonntagabend geeinigt hat: Die Reihung der Bundestagsliste ist zwar politisch für die CSU wenig relevant, weil Zielvorgabe ist, eh jedes Direktmandat zu holen. Bei der aktuellen Umfragelage von 45 Prozent gilt auch jeder gewonnene Wahlkreis. Ein bisschen Symbolkraft hat aber die (übrigens streng paritätische) Liste.
Unumstritten auf Platz 1 steht Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Überraschend ist Platz 2: Die Innenpolitikerin Andrea Lindholz (54) rückt erstmals weit nach vorne. Die Juristin aus Aschaffenburg, die manchmal kantig formulieren kann, gilt als eine Besetzung, sollte die CSU das Innenministerium greifen können. Das würde dem Migrations-Schwerpunkt im Wahlkampf entsprechen; auch wenn über die Zeit von CSU-Innenminister Horst Seehofer 2018 bis 2021 in der Partei nicht jeder liebevoll spricht. Platz 3 erhält Bauernverbands-Funktionär Günther Felßner, der nicht direkt kandidiert. Ihn will Söder als Agrarminister installieren. Die 4 geht an FU-Spitzenkandidatin Daniela Ludwig.
Welche Posten die CSU im Fall eines Wahlsiegs tatsächlich bekommt, ist offen. Maximal ein großes Ressort (und ein bis zwei kleine) wird in einer Koalition herausspringen. Ein Großes könnte Inneres sein oder auch Verteidigung, wofür Florian Hahn (Platz 7) bereitsteht. Sogar Finanzen für Dobrindt wurde mal genannt, wobei der Landesgruppenchef nicht glücklich ist, dass Söder ihm öffentlich schon die Übernahme eines Ministeramts antrug. Den Eindruck, hier würden vorzeitig Bärenfelle verteilt, will Dobrindt meiden.
Die Liste wird am Samstag in München offiziell von den Delegierten beschlossen. Nicht alle Platzierten sind gleichermaßen froh, aber öffentlichen Protest gibt es nicht. Auch nicht von Dorothee Bär (6), die nun nicht mehr unter den ersten Fünf auf dem Wahlzettel steht.
Bei der Koalitionsfrage wiederholen Söder und Dobrindt die Formulierung der letzten Zeit, man könne sich das „mit diesen Grünen“ auf keinen Fall vorstellen. In Richtung des sehr schwarz-grün-freundlichen Nord-Ministerpräsidenten Daniel Günther spöttelt Söder, am Ende würden Koalitionen „nicht von Bundesländern geschlossen, sondern von Parteien“.
CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER