Bergkirchen – Um die Weihnachtstage wird ihr Kind zur Welt kommen. Magdalena Mösl hat dann eine Risikoschwangerschaft hinter sich. Denn die 20-Jährige leidet nicht nur an einer Lungenfibrose. Auf ihrer Lunge wurde auch ein Tumor entdeckt. Chemotherapie ist während der Schwangerschaft nicht möglich, um das Leben des Kindes nicht zu gefährden. Aber die Ärzte haben die Krankheiten der werdenden Mutter gerade offenbar gut im Griff. Vorzeitige Wehen müssen aber immer wieder behandelt werden.
Eine werdende Mutter im Dezember – da denkt man gleich an die Weihnachtsgeschichte. Noch dazu, weil sich die junge Frau in Bergkirchen (Kreis Dachau) mit unvergleichlichem Engagement für die katholische Kirche einsetzt. Mit 18 Jahren wurde sie Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. In einem Alter, in dem Gleichaltrige ihre Freizeit in Clubs und mit Freunden verbringen, leitet sie Wortgottesdienste, teilt Kommunion aus und hält die Lesung. Und zwar mit Begeisterung. Doch das ist Vergangenheit.
Am 4. Dezember hat der Übergangspfarrer im Pfarrverband Bergkirchen, Marek Bula, ihr eröffnet, dass sie keine Wortgottesdienste leiten darf, keine Kommunion austeilen oder empfangen und auch die Lesung nicht mehr vortragen darf. „Wohnen Sie mit Ihrem Freund zusammen? Und erwarten Sie ein Kind“, fragte er bei einem Gespräch, zu dem er sie ins Pfarrhaus bestellt hatte. Fragen im Beisein von Verwaltungsleiter Florian Preisser, die die Dorfhelferin und Hauswirtschafterin wahrheitsgemäß mit „Ja“ beantwortete. Daraufhin bat sie der Pfarrer, „in meinem momentanen Zustand und meiner Lebensform keine Wortgottesdienste zu halten“. Sollte sie „den Stand der Ehe eingehen“, könnte sie die Ämter weiter ausführen.
„Sie entziehen mir also aufgrund meiner Schwangerschaft und meines Ledigenstands meine Befähigung?“, fragte die fassungslose Frau, die über das Gespräch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt hat. Eine Begleitung zu dem Gespräch war ihr nicht gestattet worden – weder ihre Stellvertreter aus dem Pfarrgemeinderat, noch ihr Lebensgefährte durften dabei sein. Ihr Freund musste vor der Tür warten. Im Besprechungsraum lagen schon die Unterlagen zum Verzicht auf ihren Vorsitz im Pfarrgemeinderat bereit.
Es habe Beschwerden aus der Gemeinde gegeben, habe der Pfarrer sein Vorgehen begründet. Auch als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats ist sie unerwünscht. Mit der Begründung, dass sie bereits wegen ihrer Krankheit und der Schwangerschaft einige Zeit ausgefallen sei und die „anstehende Betreuung des Kindes vermutlich zu einem weiteren Ausfall führen könnte“. Sie dürfe aber gerne bei der Wahl 2026 wieder antreten. „Die Türen stehen jederzeit offen.“ Die 20-Jährige legte daraufhin das Amt empört, aber aus freien Stücken nieder. „Entweder mache ich das Ehrenamt ganz oder gar nicht.“ Sie kann kaum fassen, was passiert ist. „Ich hätte nie geglaubt, dass es mal so enden würde“, sagt sie. Sie sei doch ehrenamtlich tätig und sieht sich nicht als Personal, das ans kirchliche Arbeitsrecht gebunden sei. „Für mich ist es jetzt endgültig abgeschlossen. So lange Pfarrer Bula bei uns aktiv ist, werde ich mich nicht mehr engagieren.“
Inzwischen hat sich das erzbischöfliche Ordinariat eingeschaltet. Man wolle eine pastorale Lösung. Pfarrer Bula äußert sich nicht, verweist aufs Erzbistum. In einer Stellungnahme des Ordinariats heißt es zur Entscheidung des Pfarrers, dass die 20-Jährige derzeit kein Ehrenamt ausüben dürfe: „Das Kirchenrecht macht hier keine expliziten Vorgaben und legt die Übertragung von ehrenamtlichen Aufgaben in das Ermessen der jeweiligen Leitung der Pfarrei, hier des Pfarradministrators.“ Derartige Situationen bedürften „in erster Linie einer pastoralen Klärung, zumal sie häufig vielschichtig sind“. Daher hat das Ordinariat der jungen Frau ein Gespräch mit dem zuständigen Dekan und Pfarrer Bula unter Moderation einer Gemeindeberaterin angeboten. Wenn gewünscht, könne Magdalena Mösl eine Vertrauensperson mitbringen. Es solle eine Lösung gefunden werden, „die die Belange aller von dieser Situation Betroffenen angemessen berücksichtigt“.
Magdalena Mösl begrüßt ein klärendes Gespräch. „Ein faires, gerechtes Angebot seitens der Kirche.“ Vor der Entbindung jedoch hat sie dafür keine Kraft. Ob sie ihr Weg zurück zur Kirche führt, bringe die Zeit. Jetzt sei nur wichtig, dass das Kind gesund zur Welt komme. Der Glaube werde sie trotzdem weitertragen. „Da bin ich mir sicher.“