Unrühmliches Erbe: ein DAV-Abzeichen in Edelweißform mit Hakenkreuz, das von der SA getragen wurde. © dpa
Noch bevor die als „jüdisch“ angesehene Sektion Donauland ausgeschlossen wurde, eröffnete ihr Vorsitzender Karl Hanns Richter im Juni 1924 die Glorer Hütte. © Quelle: ÖAV, Museum/Archiv
München – Der Deutsche Alpenverein (DAV) lenkt anlässlich eines unrühmlichen Jahrestages den Blick auf sein Vorgehen in der Zeit des Nationalsozialismus. Schon 1924 präsentierte sich der Bergsportverband antisemitisch und schloss die als jüdisch erachtete Sektion Donauland aus dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuOeAV) aus. Zum 100. Jahrestag am 14. Dezember erinnerte der DAV am Freitagabend an die Ausgeschlossenen – und positioniert sich gegen Intoleranz und Hass.
„Die Erinnerung an die Vergangenheit ist für uns Auftrag und Verpflichtung, uns entschlossen gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung zu stellen“, sagt DAV-Präsident Roland Stierle. „Unser Ziel ist es, die Berge als Ort der Begegnung, Offenheit und Vielfalt zu bewahren.“ Der DAV hatte über Jahrzehnte das braune Erbe unter den Teppich gekehrt. Mit dem 2011 erschienenen Buch „Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen 1918-1945“ widmeten sich DAV, Österreichischer Alpenverein (ÖAV) und Alpenverein Südtirol (AVS) aber dieser Geschichte.
Früher als andere Vereine hat sich der Alpenverein antisemitisch gezeigt, Juden diskriminiert, sich zum Zusammenschluss Deutschlands mit Österreich bekannt, nationalsozialistische und völkische Werte vertreten. Der DAV, daran ließen die Wissenschaftler bei der Aufarbeitung keinen Zweifel, war mehr als eine Mitläuferorganisation. Schon in den 1920er Jahren waren Wege oder Hütten mit Hakenkreuzen markiert; auf Hütten gab es Schilder: „Juden unerwünscht“.
Beileibe nicht alle waren mit dem Ausschluss der Sektion Donauland einverstanden. Der freiheitliche Alpinist Johann Stüdl, damals 85 Jahre alt, kritisierte wütend das „himmelschreiende Unrecht“. Schon 1922 dichtete ein empörter Gast auf der Lizumer Hütte ins Hüttenbuch: „Jesus! Höre und merke es gut, wie sie Dein Gebot verachten! Kämst du gar selbst, geborener Jud, Müsstest du draußen verschmachten.“ Jüdische Betroffene wiederum schilderten in einem Kommentar in der Zeitung „Das Jüdische Echo“ von dem Gefühl, dass sich „die uns umgebenden unsichtbaren, aber umso mehr fühlbaren Ghettomauern immer enger einschließen“.
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