St. Johann Baptist: Die Pfarrkirche thront über Bergkirchen im Landkreis Dachau. © Eberl
Die Zeit als Ehrenamtliche in der katholischen Kirche ist für Magdalena Mösl erst einmal vorbei. © Privat
Bergkirchen – Fünf Tage lang hat der Rauswurf von Magdalena Mösl aus ihren kirchlichen Ehrenämtern in Bergkirchen (Kreis Dachau) die vorweihnachtliche Stimmung im Erzbistum München und Freising belastet. Auch weit über das Erzbistum hinaus haben sich Menschen darüber empört, dass das katholische Engagement der 20-jährigen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden nicht mehr erwünscht war, weil sie unverheiratet mit dem Vater ihres noch ungeborenen Kindes zusammenlebt (wir berichteten).
Jetzt hat das Ordinariat überraschend schnell reagiert: Pfarrer Marek Bula wird mit Rücksicht auf die aktuelle Situation in Bergkirchen von der Administration des Pfarrverbands Bergkirchen-Schwabhausen entbunden, teilte das Erzbistum am Freitag mit. „Die Erzdiözese bedauert, dass es zu dieser Situation gekommen ist, und ist zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort um eine gegenseitige Verständigung und gute Lösung bemüht“, heißt es aus dem Ordinariat. Der Ehrenamtlichen sei bereits Anfang der Woche ein weiteres Gesprächsangebot unterbreitet worden. Auch fanden Personalgespräche mit dem Pfarr-Administrator, dem Ordinariat und dem zuständigen Dekan statt – dabei sei man „einvernehmlich“ zu der Entscheidung gekommen, dass der Pfarr-Administrator entbunden wird.
Ungewöhnlich, dass vor den wichtigen Weihnachtsfeiertagen eine solch gravierende Entscheidung getroffen wird. Für die pastorale Versorgung der Gemeinde werde gesorgt. Es werde sicherlich ein Priester bereitgestellt, der die Gottesdienste über die Weihnachtstage halten wird. „Das ist sichergestellt“, sagte ein Pressesprecher unserer Zeitung. Sollte es künftig weitere Konflikte in der Gemeinde geben, werde man sich darum kümmern und um einen Ausgleich bemüht sein.
Das Ordinariat betont aber auch, dass es sich in Bergkirchen um eine „vielschichtige Situation“ handele, „die eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung fordert, die die Belange und Perspektiven aller Beteiligten berücksichtigt“. Wegen der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten werde man daher keine konkreten Angaben machen. Betont wird aber, dass „das Kirchenrecht die Entscheidung, wer ehrenamtlich liturgische Dienste (Leitung von Wortgottesfeiern, Lektorendienste, Kommunionausteilung) übernehmen kann, in das Ermessen der zuständigen Leitung der Pfarrei legt“. Die persönliche Lebenssituation könne in dieser Frage nicht ein allein ausschlaggebender Aspekt sein; vielmehr gelte es immer, die individuelle Situation nachzuvollziehen und darauf auf pastoral angemessene Weise einzugehen. „Eine Orientierung gibt in Einzelfällen auch das reformierte kirchliche Arbeitsrecht für hauptamtliche Mitarbeitende, wonach bei Nichtklerikern der ,Kernbereich der privaten Lebensgestaltung rechtlichen Bewertungen entzogen‘ bleibt.“
Der Kirchenrechtler Prof. Thomas Schüller aus Münster begrüßt die Entscheidung der Erzdiözese. „Sie kommt zwar spät, aber nicht zu spät“, sagte er. Das Erzbistum habe den Ernst der Lage begriffen. „Einen Priester selbst vor den wichtigen Tagen vor Weihnachten zu entbinden, ist ungewöhnlich, weil man da Priester ja dringend braucht.“ Er wünsche den Eltern eine glückliche Geburt eines gesunden Kindes. Das sei nun das Allerwichtigste. Und dem Priester, dass er aus dieser Erfahrung die richtigen Schlüsse ziehe.
Magdalena Mösl, die kurz Lena genannt wird, bedauerte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass die staade Adventszeit „so stürmisch durcheinandergewirbelt“ worden sei. „Umso wichtiger, dass es nun wieder etwas besinnlicher wird und nach und nach für alle Betroffenen Ruhe einkehrt.“ So könne doch ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest gefeiert werden. Das erste Weihnachtsfest seit Langem, „an dem ich keine ehrenamtlichen Aufgaben in der Kirche ausführen werde“. Sie sei dankbar für die Zeit, die sie im Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen tätig gewesen sei. Nun habe ihre eigene kleine Familie Priorität. Sie werde sich ganz in Ruhe auf „unser eigenes kleines Weihnachtswunder konzentrieren, das meinen Freund und mich in der nächsten Zeit erwarten wird“. Die Tätigkeit in der Kirche sei ihr zur Leidenschaft geworden. Ob der Weg sie noch einmal dorthin zurückführen werde, „das bringt die Zeit“.
CLAUDIA MÖLLERS