PORTRÄT

Der Clown und seine Werkstatt

von Redaktion

Clown Denis Fink aus Uffing. © Constanze Wilz

Clowns sind nicht immer heiter. Sie können auch Trägheit, Melancholie oder Heißblütigkeit verkörpern. Diese vier Temperamente lehrt Denis Fink aus Uffing (Kreis Garmisch-Partenkirchen) in seiner Clown-Theaterwerkstatt. Die Nachfrage ist bei Jung und Alt groß.

Es gibt viele Klischees über Clowns: tollpatschig tapsen sie in übergroßen Schuhen durch die Gegend und bringen alle zum Lachen. Doch wer tiefer in diese Figur eintaucht, entdeckt weitaus mehr Facetten. Denis Fink hat das getan. Seine Erkenntnisse gibt der hauptberufliche Schauspieler und Komiker an andere weiter: Anfang des Jahres eröffnete seine Clown-Theaterwerkstatt. „Der erste Kurs war übervoll“, erzählt Fink.

Kinder und Erwachsene begeistern sich gleichermaßen für das Thema. Sie dürfen ihre eigene Figur entdecken und entwickeln. Unterstützung bekommen sie von Fink und dessen Frau, die unter dem Künstlernamen „Judith Bopp“ auftritt. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Denn Clowns bewegen sich abseits der Norm – sie verkörpern die Freiheit von Regeln. „Ein Clown braucht Anarchie“, erläutert Fink. Seine Strategie: Gewohnte Denkweisen abbauen, um seiner individuellen Clown-Figur auf den Grund zu kommen. Dazu gehört nämlich weitaus mehr, als sich eine rote Nase aufzusetzen. Fink steigt mit den Teilnehmern intensiv in die Materie ein. Sein Kurs sei „kein Bühnenquatsch, sondern professionelle Theater-Clownerie“.

Ein Kernpunkt ist der kreative Umgang mit Missgeschicken, die ein Clown oft bewusst herbeiführt. Alle Augen sind auf ihn gerichtet – die Zuschauer erkennen sich in ihm wieder. Der Clown arbeitet alltägliche Geschichten in seiner eigenen Manier auf und regt an, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Es geht darum, über sich zu lachen, ausgelacht zu werden und das auszuhalten. Manche Kursteilnehmer erleben beim Hineinschlüpfen in ihre Clown-Rolle Aha-Momente, berichtet Fink. Sie springen über ihren Schatten und können sich nach dem Kurs freier im Alltag bewegen. Häufig begegnen sie Situationen, in denen es nicht nach Plan läuft, viel gelassener. Das ist für den 54-Jährigen allerdings kein Hauptziel, sondern positiver Nebeneffekt. Therapeutischen Ansätze verfolgt er ausdrücklich nicht.

Dennoch ist ihm bewusst, dass Clowns eine heilsame Wirkung haben können. Fink war zehn Jahre lang bei den Heilbronner Klinik-Clowns aktiv. Seine Mission war es, alten und kranken Patienten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. „Lachen steigert die Vitalität, es bringt den Körper in Wallung und lockert das Denken“, erklärt er. Dadurch gewinne man Abstand von seinen Problemen und bekomme einen besseren Blick für mögliche Lösungen. Deshalb braucht die Welt mehr Clowns – davon ist Fink überzeugt.
CONSTANZE WILZ

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