Bauernpräsident Günther Felßner will Bundeslandwirtschaftsminister werden. © dpa
München – Heute schnuppert Günther Felßner schon mal Berliner Luft: Der bayerische Bauernpräsident, den CSU-Chef Markus Söder bei einem Wahlsieg zum Bundesagrarminister machen will, nimmt an der gemeinsamen Vorstandssitzung von CDU und CSU teil, auf der auch das Wahlprogramm verkündet wird. Mit 97 Prozent war Felßner am Wochenende beim Listenparteitag der CSU in München auf Platz 3 der Liste gewählt worden.
„Da gibt‘s nicht viel zu meckern“, freut sich der Landwirt gegenüber unserer Zeitung über das deutliche Votum der Delegierten. „Wenn in Zukunft alles mit 97 Prozent läuft, wäre ich hochzufrieden“, lacht er. Gleichwohl weiß der 58-Jährige, dass es für ihn knapp werden kann, über die Liste in den Bundestag zu kommen.
Kritische Stimmen von Abgeordneten aus der Landesgruppe, dass man auch dort einen Kandidaten für das Amt des Agrarministers hätte finden können, hat Felßner nicht vernommen: „Ich habe große Zustimmung erlebt. Jedem ist klar, dass es die CSU nach vorne bringt. Es ist ein Signal, dass da auch einer dabei ist, der von außen geholt wird. Ein tolles Zeichen an die Bürger-Bauern-Bewegung, die vor zehn Monaten mit den Traktoren auf der Straße war.“
Dass er zwischen den Erwartungen der Bauern und dem Argwohn seiner Kritiker, die ihm Klientelpolitik vorhalten werden, eine schwierige Gratwanderung vor sich hat – vorausgesetzt, die Wähler entscheiden sich am 23. Februar für die Union als stärkste Kraft und er wird wirklich Landwirtschaftsminister –, ist Felßner klar. „Ich glaub‘, die Bauern erwarten eine vernünftige und nachvollziehbare Politik und eine Vereinfachung der Abläufe, so dass man Politik wieder versteht und auch die Bürokratie wieder zurückfährt. Daran werde ich mich messen lassen.“ Mit ihm werde bäuerliches Denken Einzug halten: nachhaltig denken, ökonomisch, ökologisch und sozial. „Und es heißt: Mit dem auskommen, was man hat und die Dinge anpacken. Das werde ich liefern.“ Es gehe darum, für alle das Beste herauszuholen.
Als erstes würde Felßner, sollte er denn deutscher Landwirtschaftsminister werden, die Agrardiesel-Rückerstattung wieder einführen: „Durch die Abschaffung fahren die deutschen Bauern den teuersten Treibstoff Europas. Dieses Foul der aktuellen Bundesregierung auszubügeln, ist eine der ersten Aufgaben.“ Und er werde darüber hinaus seinen Anspruch, an der Spitze einer „Denkfabrik für alle“ zu arbeiten, nicht aufgeben und ganz schnell mit Verantwortungsträgern der Ernährungswirtschaft, der Landwirtschafts-, Umwelt- und Klimaverbände reden, um möglichst breit Wissen anzusaugen und daraus „gute Politik zu machen“.
Würde die CSU 45 Prozent holen, wie jüngste Umfragen für möglich halten, könnte Felßner über die Liste in den Bundestag einziehen. Aber er ist auch bereit, ohne Mandat das Ministeramt zu übernehmen. „Wenn dein Land dich braucht, dann musst du anpacken.“ Es wäre eine Mission ohne Netz und doppelten Boden, aber es sei wichtig, das zu tun. Das sei auch eine Chance, sich voll auf die Arbeit im Ministerium zu konzentrieren. Man müsse dann die Verbindungen in die Fraktionen besonders pflegen.
„Ich hab richtig Lust drauf, Konzepte zu bringen, wie es besser geht“, sagt Felßner. Und zwar: Eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu verknüpfen mit den Interessen der Gesellschaft wie Umwelt, Klimaschutz, Biodiversität und Versorgungssicherheit.
CLAUDIA MÖLLERS