Jagd: Kaniber geht auf Aiwanger los

von Redaktion

Kritik von der Ministerin: Michaela Kaniber ärgert sich über Hubert Aiwangers Vorschläge zur Änderung des Jagdgesetzes. © dpa

München – Im Streit um die Jagdzeiten für Schalenwild kritisiert die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) ihren Kollegen Hubert Aiwanger (FW). Anlass sind Hubert Aiwangers Vorschläge für eine Änderung des Jagdgesetzes, bei denen er nach Ansicht von Michaela Kaniber die Interessen der Waldbesitzer nicht berücksichtigt. „Leider setzt sich Jagdminister Hubert Aiwanger mit dem aktuellen Jagdgesetzentwurf über ihre klare Haltung hinweg und nimmt die aktuellen Herausforderungen unserer Waldbesitzer nicht besonders ernst“, betonte die Ministerin gestern Nachmittag auf Anfrage. Hubert Aiwanger wolle „die Jagdzeiten für Marder, Dachs, Ringeltaube und Co. deutlich ausweiten, aber das Schalenwild lässt er einfach unter den Tisch fallen“.

Michaela Kaniber befürwortet eine Flexibilisierung der Jagdzeiten für Hirsch und Rehwild. Die Staatsregierung habe die „Pflicht“, den im Waldgesetz verankerten Grundsatz „Wald vor Wild“ auch umzusetzen. Angesichts der Klimakrise und der Notwendigkeit, gesunde und zukunftsfähige Wälder aufzubauen, sei dieser Auftrag „wichtiger denn jemals zuvor“. Sie verteidigt auch die Entscheidung der Regierung von Oberbayern, die Jagd auf die Gams, Rot- und Rehwild in 85 Schutzwaldsanierungsgebieten auszuweiten. Die Regelung gilt seit Montag. Das Schalenwild solle „durch einzelne gezielte Abschüsse“ vergrämt werden. Der Schutzwald umfasse auch weniger als zehn Prozent der Bergwaldfläche.

Hubert Aiwanger hatte kürzlich gegenüber unserer Zeitung zwar die in einer Pressemitteilung formulierte Forderung des Jagdverbands zurückgewiesen, die Schonzeiten für Rotwild und Rehwild zu verlängern. Er hatte sich aber auch dagegen ausgesprochen, die Jagdzeiten zu erweitern, wie es nach Ansicht vieler Waldbesitzer notwendig ist. Zuletzt hatte sich der Bauernverband gemeinsam mit der Waldbesitzervereinigung dafür starkgemacht. In einer internen E-Mail, die unserer Zeitung vorliegt, reagiert Jagdpräsident Erich Weidenbusch auf die Positionierung Hubert Aiwangers und stellt es so dar, als ob Aiwanger ganz auf die Linie des Jagdverbands eingeschwenkt wäre. „Erwartungsgemäß hat sich Jagdminister Hubert Aiwanger heute in der Presse dahingehend geäußert, dass er die fraglichen Jagdzeiten unverändert lassen will, womit wir das von uns mit der Pressemitteilung verfolgte Ziel erreicht haben“, schreibt Erich Weidenbusch.
DW

Artikel 6 von 11