So weiß sieht Weihnachten in Bayern immer seltener aus. © pa
München – „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ und „Leise rieselt der Schnee“ wird derzeit wieder vielerorts geträllert – mit der Realität haben solche Lieder immer weniger zu tun. Durch den Klimawandel wird es immer seltener, dass an den Weihnachtsfeiertagen bei uns wirklich Schnee liegt, wie der Deutsche Wetterdienst berichtet. Die meisten Menschen können sich nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Tagen freuen.
Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Feiertagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, berichtet der DWD. Besonders betroffen sei der Süden Deutschlands. In München zum Beispiel lag die Wahrscheinlichkeit für den ersten Zeitraum noch bei gut 33 Prozent, danach nur noch bei knapp 14 Prozent, in Freiburg zunächst bei fast 17 und danach bei deutlich unter 5 Prozent.
Viele stellen sich ideale Weihnachten so vor: Drinnen leuchtet der Baum, draußen türmt sich der Schnee. Mit dem Klimawandel schwinden die Chancen dafür noch weiter – sonderlich häufig waren weiße Weihnachten aber auch davor nicht. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter.
Experten sprechen von einer sogenannten Singularität. Die Eisheiligen im Mai gehören dazu, die Schafskälte im Juni sowie der Altweibersommer, eine warme, sonnige Phase, die oft Mitte September bis Anfang Oktober auftritt. Und eben auch das sogenannte Weihnachtstauwetter: Um den 24. Dezember herum gibt es den DWD-Daten zufolge etwas häufiger milde Temperaturen, die Schnee wegtauen oder gar nicht erst liegen lassen.
Dass die Vorstellung von weißen Weihnachten so stark in unseren Köpfen verankert ist, hat Experten zufolge schlichtweg damit zu tun, dass es auf Weihnachtskarten, in Kinderbüchern und bei Werbung für Wintermode besser aussieht, als der dann eher übliche Nieselregen.
Vom Mythos zur Wahrheit werden weiße Weihnachten auch künftig nicht – eher ist noch mehr Illusion vonnöten. So hat der Klimawandel bereits jetzt Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel. „Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind“, sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton. „Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren.“
Das Autorenteam untersuchte für hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken. Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr, als es ohne Klimawandel geschehen wäre. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.
Auch am heutigen Mittwoch steigt das Thermometer in Teilen Bayerns noch mal auf zweistellige Werte. Gegen Ende der Woche wird es nass und deutlich kälter, in Alpennähe kann es auch schneien. Für Weihnachten ist wieder mal Illusion gefragt: Laut DWD werden die Feiertag in Bayern wieder eher nass als weiß.
DPA/MM