Apotheken: Neuer Not-Plan

von Redaktion

Ab Januar wird der Notdienst der Apotheken in Bayern neu organisiert

Die Notdienste der Apotheken sollen künftig gerechter verteilt werden. © BDAV

Starnberg – Regelmäßige Notdienste gehören zum Alltag jedes Apothekers. Aber die Belastung ist nicht überall dieselbe. Stefan Hartmann ist Apotheker im Landkreis Starnberg. „Etwa alle 14 Tage übernehme ich einen Notdienst“, sagt er. Seine Kollegen im Tegernseer Raum oder im Chiemgau würden sich darüber freuen. Denn sie müssen alle vier bis fünf Tage einen Notdienst machen. Apotheker in München hingegen nur einmal im Monat. Je ländlicher die Region, desto höher ist die Notdienstbelastung. Schon lange kämpfen die Apotheker für eine Reform. „Bisher ist das immer an der Apothekerkammer gescheitert“, sagt Hartmann.

Er ist auch Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen – deshalb weiß er gut, dass die hohe Notdienstbelastung nicht das einzige Problem ist, mit dem viele seiner Kollegen zu kämpfen haben. Personal- und Sachkosten steigen, der bürokratische Aufwand wird immer größer, die Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittel ist seit 2013 nicht mehr angepasst worden. Eine Folge ist, dass immer mehr Apotheker aufgeben. Allein dieses Jahr waren es bundesweit 600, berichtet Hartmann. „Wir werden erstmals unter die Marke von 17 000 Apotheken rutschen. Und dadurch wird die Notdienst-Belastung für die verbleibenden noch größer.“

Deshalb die neue Organisation ab 1. Januar. Viele Patienten werden davon gar nicht viel spüren, glaubt er. Ein Notdienst wird weiterhin 24 Stunden dauern – jeweils von 8.30 Uhr bis 8.30 Uhr am nächsten Tag. Durch ein digitales Planungssystem werden die Dienste künftig gerechter verteilt. 92 Prozent der Menschen in Bayern werden weiterhin eine Notdienst-Apotheke innerhalb von 20 Kilometern finden, verspricht die Landesapothekenkammer. Auch nachts und an Feiertagen. Sie könnte künftig aber auch im Nachbar-Landkreis liegen, der Patienten bisher gar nicht angezeigt worden ist. „Für einige könnte die Fahrstrecke dadurch sogar kürzer werden“, erklärt Hartmann.

Es gibt für Patienten mehrere Möglichkeiten, um herauszufinden, welche Apotheke gerade Notdienst hat: über die mobile Notdienstnummer 22 8 33 (maximal 69 Cent/Min.) oder die kostenlose Festnetznummer 0800 00 22 833. Im Internet werden die Notdienst-Apotheken ab 1. Januar auf der Seite www.blak.de/notdienstsuche angezeigt. Die bisherige Seite (lak-bayern.notdienst-portal.de) wird zum Jahreswechsel eingestellt. Außerdem gibt es Aushänge in den Schaufenstern der Apotheken und auch die meisten Tageszeitungen veröffentlichen die Notdienstpläne.

Ziel des neues Systems ist es, sowohl räumliche Gerechtigkeit für die Patienten als auch eine zeitliche Gerechtigkeit für die Apotheker herzustellen. Die Landesapothekenkammer schätzt, dass durch das neue System mehr als 80 Prozent der bayerischen Apotheken zu weniger Notdiensten eingeteilt und damit entlastet werden.

Stefan Hartmann ist froh, dass das System nun neu aufgestellt wird. Aber das allein wird den Wandel in der Apotheken-Welt nicht aufhalten können, ist er überzeugt. Er selbst ist 62, führt seine Apotheke in Gilching in fünfter Generation. Wenn er seinen Beruf nicht so lieben würde, hätte er längst schon übers Aufgeben nachgedacht. Die Leidenschaft teilt er mit seiner Frau – und auch mit seinen beiden Töchtern, beide haben Pharmazie studiert. Oft hat er sich gefragt, wie sich die Apotheken in ihrem Berufsleben wohl noch verändern werden. Neulich hat er sich mit seiner Frau einmal alle 34 Apotheken im Landkreis Starnberg angeschaut, erzählt er. „Ich habe getippt, dass es in zehn Jahren 20 davon nicht mehr geben wird. Meine Frau glaubt, dass es nur fünf Jahre dauern wird.“

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