Ebenfalls verurteilt: Der 25-jährige Sheqir K. soll die Doppelgängerin getötet haben.
Die Anstifterin: Schahraban K. B. muss lange ins Gefängnis.
Ihr Aussehen war ihr Todesurteil: Khadidja O. musste offenbar sterben, um den Tod einer anderen Frau vorzutäuschen.
Ingolstadt – Das war eine kleine Überraschung beim Urteil im spektakulären Doppelgängerinnen-Mord von Ingolstadt: Nur Schahraban K. B. (25) bekam als Anstifterin des Mordes an der 23-jährigen Khadidja O. lebenslang plus besondere Schwere der Schuld. Ihr Freund Sheqir K. (25), der die junge Frau vor zwei Jahren in einem Waldstück bei Heilbronn mit 56 Messerstichen regelrecht hinrichtete, kam dagegen mit lebenslanger Haft davon – und darf damit nach 15 Jahren schon wieder auf Freiheit hoffen.
Und plötzlich ging es im Prozess um „Schwarze Magie“
„Jemanden abzustechen, fühlt sich an als würde man in einen Boxsack stechen“, soll die Jesidin nach der Tat zu einer Freundin gesagt haben. Die junge Algerierin sei ein reines Zufallsopfer gewesen, sagte Richter Konrad Kliegl. „Sie wurde in die Falle gelockt mit einer Laserbehandlung.“ Zuvor hatte Schahraban K. B. ein regelrechtes Instagram-Casting nach ihr ähnlich aussehenden Frauen veranstaltet. „Sie wollte ihren eigenen Tod inszenieren“, hatte Staatsanwältin Kristina Dirnberger in ihrem Plädoyer gesagt. Das nie ganz geklärte Motiv für die Tat: Möglicherweise wollte sie sich nach der Trennung von ihrem Mann aus ihrer strenggläubigen Münchner Familie lösen.
Die Leiche versteckte das Duo in Schahrabans Mercedes, wo ihre Eltern sie am Abend des 16. August 2022 fanden – und mit ihrer Tochter verwechselten. Erst 24 Stunden später kam die Wahrheit ans Licht, beide Verdächtigen wurden festgenommen.
An über 50 Verhandlungstagen hatte Sheqir K. geschwiegen. Keine Erklärung gab es von ihm, warum er nur wenige Tage nach dem Kennenlernen von Schahraban in einer Disko für sie zum Mörder wurde. So blieb die brutale Schilderung der Tat, wie die Irakerin sie an einem der ersten Prozesstage gegeben hatte: „Plötzlich hörte ich ein ‚Hey‘. Ich sah, dass er einen Schlagring in der Hand hatte und auf ihren Kopf einschlug. Ich bekam einen Schock und fiel auf die Knie.“ Auf einem Netto-Parkplatz habe er ein Messer gezückt und mit Khadidja gekämpft. Danach habe sie nach Ingolstadt zurückfahren müssen: „Ich habe die ganze Zeit das Blut gerochen. Er hat komisch gegrinst und sie beleidigt. Er sagte: Ich werde deine ganze Familie auslöschen, wenn du nicht tust, was ich dir sage.“
Noch verwirrender wurde der Prozess, als erst anderthalb Jahre nach der Tat im Kofferraum des Mercedes eine Schreckschusspistole gefunden wurde und Briefe mit einer Geheimschrift auftauchten, die Sheqirs Verteidiger als „Schwarze Magie“ deutete: Der Mord an Khadidja könne demnach ein Menschenopfer gewesen sein, mit dem Schahraban ihren Ehemann zurückgewinnen wollte. Der Fall klang so ungeheuerlich, dass Medienberichten zufolge mehrere Streaming-Anbieter um die Rechte für eine Verfilmung des Stoffes buhlten.
Durch die 22 DNA-Spuren Sheqirs an der Leiche und die belastenden Chats von Schahraban gab es aber für das Gericht keine Zweifel an ihrer Schuld. Schahraban wurde zusätzlich wegen versuchter Anstiftung zum Mord an ihrem Schwager verurteilt. Sheqir dagegen konnte nicht nachgewiesen werden, dass er im Knast eine Todesliste für Belastungszeugen erstellt hatte.
Die Verteidigung beider Angeklagten kündigte unmittelbar nach der Verkündung des Schuldspruchs einen Revisionsantrag beim Bundesgerichtshof an.