Carolin Reibers Krippen-Glück

von Redaktion

Die Moderatorin über ihre kostbarsten Stücke und den Zauber der Weihnacht

Carolin Reiber mit ihrer neapolitanischen Krippe in ihrem Wohnzimmer. © SIGI JANTZ

Grünwald – Zart reckt das Jesuskind seine Hände nach oben, Maria blickt selig auf ihn herab, Josef hält seinen Hirtenstab umklammert, scheint dem Betrachter die Hand zu reichen. Alles an den Figuren ist filigran und doch sehr lebendig, voller Anmut und doch kraftvoll. „Es ist eine neapolitanische Krippe“, erklärt Carolin Reiber. „Sie ist seit vierzig Jahren bei mir und ich freue mich jedes Weihnachten, wenn ich sie aufstellen darf.“ Und nicht nur sie: „Jeder Gast, der in meine Bauernstube kommt, geht sofort auf die Krippe zu, die Figuren ziehen einen an.“

Es war schon immer ihr großer Wunsch, diese lebensechten Figuren, die in mühevoller Kleinarbeit in Neapel noch heute hergestellt werden, aufzustellen. „Als mir mein Redakteur Franz Stefani beim Bayerischen Rundfunk, der ein leidenschaftlicher Kunstsammler war, die Figuren zum Kauf anbot, hab ich sofort zugeschlagen“, erinnert sich die Moderatorin. „Ich schätze, die Figuren sind mindestens 150 Jahre alt, wenn es reicht!“ Deshalb sei auch die Lagerung wichtig, am besten in einem trockenen Raum, eingeschlagen in Seidenpapier, in Kartons. „Ganz vorsichtig packe ich sie jedes Jahr aus und ein.“

Der Erzengel Gabriel und Maria sind die Ersten, die Carolin Reiber zu Beginn der Adventszeit, am 8. Dezember, hervorholt. Ganz traditionell, denn Gabriel verkündete Maria ja die frohe Botschaft der Geburt Christi. In dem Engel, der dekorativ über Maria schwebt, bricht sich die barocke Leidenschaft Bahn. Das Kleid und die Überwürfe bauschen sich auf, die Engelsflügel strecken sich der Decke entgegen.

Erst später holt Reiber die anderen Figuren dazu: „Josef kommt dann, wenn ich Zeit habe“, sagt sie und lacht. „Und das Christuskind kommt natürlich erst am 24. Dezember.“ Die Heiligen Drei Könige würde sie nach und nach bis zum sechsten Januar dazustellen – wenn sie sie denn hätte. Doch mehr Figuren hätten ihr Budget damals gesprengt, die Figuren sind teuer, weil sie handgearbeitet sind und die Gewänder aus Seide mit Draht verstärkt.

Eine Krippe ist für die Moderatorin nicht bloß Dekoration, Carolin Reiber lebt auch die christlichen Traditionen. Sie fühlt sich ökumenisch und ist fest eingebunden in ihrer St.-Thomas-Gemeinde in Grünwald. Dort schmückt sie auch jedes Jahr den drei Meter fünfzig hohen Christbaum, zusammen mit anderen Ehrenamtlichen. „Ich bin überzeugte Lutheranerin“, sagt sie stolz. Auf ihrem Wohnzimmertisch liegt die Bibel bereit – eine kiloschwere, in rotes Leder gebundene Ausgabe. „Die habe ich zu meiner Hochzeit 1962 geschenkt bekommen. Jedes Jahr am Heiligen Abend liest jemand aus der Familie aus dem Lukasevangelium.“ Auf einem kleinen Zettel hat sie sogar notiert, wer wann gelesen hat.

Noch ein Buch liebt sie an diesen Festtagen: das von Karl Heinrich Waggerl mit dem Titel„Das ist die stillste Zeit im Jahr“. Ganz abgegriffen ist es schon, die Seiten sind mit Notizen versehen. „Ich habe im Fernsehen oft daraus gelesen. Es ist für mich eines der schönsten Bücher zu Weihnachten.“ Es liegt meist auf dem Kaminsims, neben den duftenden Tannenzweigen. „Bei mir ist alles echt, ich mag kein Plastik.“ Und noch etwas fällt sofort ins Auge: „Ein Rauschgoldengel, der ist noch von meiner Mutter.“ Das Weitergeben der besonderen Stücke hat Tradition in ihrer Familie. Auch die neapolitanische Krippe wird sie an die nächste oder übernächste Generation geben. „Ich glaube, meine Enkelin interessiert sich dafür.“ Doch erst einmal bleibt sie auf der eleganten Anrichte. Wie lange? „Bis Lichtmess, bis zum dritten Februar. Erst dann ist die Weihnachtszeit vorbei.“
MARIA ZSOLNAY

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