Bayern verfehlt Wohnungsziel

von Redaktion

Das neue Quartier in Geretsried aus der Vogelperspektive: Die Bayernheim hält dort knapp 200 Wohnungen. © Hans Lippert

München – In Geretsried wird schon gebaut. Ein ganz neues Quartier soll in der Stadt im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen entstehen, 1700 Menschen ein neues Zuhause finden. Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim hat sich dort eingekauft, 198 Wohnungen lässt der Freistaat bauen. In Miesbach war auch schon Spatenstich, Ende September 2024. Dort entstehen 77 staatlich geförderte Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen. Und in Weilheim werden über die Bayernheim demnächst 90 sogenannte sozialgebundene Wohneinheiten errichtet. Das klingt nicht schlecht – und ist doch nur ein Bruchteil von dem, was sich die Staatsregierung vorgenommen hat.

Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft Bayernheim wird bis Ende 2025 aller Voraussicht nach nur einen Bruchteil der von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) versprochenen 10 000 Wohnungen fertigstellen. Bis Ende dieses Jahres wird das nach Söders Amtsantritt 2018 gegründete Unternehmen 510 vollendete Wohnungen im Bestand haben, bis Ende 2026 werden voraussichtlich mehr als 3000 Wohnungen fertiggestellt. Das teilte eine Sprecherin des Bauministeriums in München auf Anfrage mit. Eine genaue Prognose für 2025 nannte das Ministerium nicht, es soll eine „deutlich vierstellige Zahl“ werden.

Nach langsamem Anlauf hat sich das Tempo der Bayernheim mittlerweile beschleunigt. Aktuell im Bau sind nach Angaben des Ministeriums über 4100 Bayernheim-Wohnungen, 2300 mehr als vor einem Jahr. Noch im Planungs- und Entwicklungsstadium sind demnach 4700 weitere Wohnungen. „Das Jahr 2024 war ein erfolgreiches Jahr für die Bayernheim“, sagte Bauminister Christian Bernreiter (CSU). „Insbesondere freut mich die Rekordzahl an Baubeginnen.“

Ministerpräsident Söder hatte nach seinem Amtsantritt 2018 nicht nur die Gründung der Bayernheim initiiert, sondern als wohnungspolitisches Ziel 500 000 neue Wohnungen in Bayern bis 2025 ausgegeben. Auch diese Marke wird voraussichtlich unterschritten, in der Bauwirtschaft galt sie von Beginn an als schwer bis kaum erreichbar. Von 2018 bis 2023 bauten Kommunen, Wohnungsgenossenschaften, private Gesellschaften und Bauherren sowie der Staat im jährlichen Schnitt an die 60 000 Wohnungen in Bayern. Mittlerweile hat die Staatsregierung zwar ihre Wohnungsbauförderung stark erhöht, doch der gleichzeitige Anstieg von Kreditzinsen und Baukosten hat den Wohnungsbau bundesweit einbrechen lassen. Die Staatsregierung steht in dieser Hinsicht auch nicht allein: Der Bund hat sein vor Jahren ausgegebenes Ziel von deutschlandweit 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr ebenfalls nie erreicht.

Über Markus Söders deutlich verfehltes Wohnungsbau-Ziel spottet freilich die Opposition: „Dass die mickrigen Zahlen als Erfolg gewertet werden, spricht Bände“, sagt Bayerns SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres unserer Zeitung. „Nicht nur das letzte Jahr ist das Problem, sonst hätten die 10 000 Wohnungen zu Bestzinsen gebaut werden können und wären längst bezugsfertig.“ Söder räume dem bezahlbaren Wohnen „für all die Leute, die Bayern täglich am Laufen halten“ seit Jahren keinerlei Priorität ein. „Es gäbe vieles zu machen, Grundsteuer C gegen Leerstand zum Beispiel“, sagt die SPD-Vorsitzende. „Doch unser Ministerpräsident verlost lieber Weihnachtspullis mit seinem Konterfei.“
MIT DPA

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