Bunt und trüb: An Silvester 2023 hingen über Mittenwald Dunst und Nebel. Heuer soll es klarer werden. © Sebastian Froelich
München – An Silvester erklimmen die Bayern gern Hügel oder ihre liebsten Hausberge, um den großen Knall um Mitternacht zu verfolgen. Die bunten Funken wirken von oben noch imposanter. Den Traum-Start ins neue Jahr kann nur Nebel trüben – und der hat sich in den letzten Tagen vielerorts oft gezeigt. Freie Sicht aufs Feuerwerk wird also zur Glückssache – für alle, die im östlichen Teil Oberbayerns, in Niederbayern und der Oberpfalz wohnen. „Dort wird sich Hochnebel bilden“, sagt Dirk Mewes, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst. Für den Süden aber hat er gute Nachrichten: „Im Alpenvorland und an den Alpen dürfte der Himmel frei sein.“ Auch München dürfte von der Inversionswetterlage profitieren. „Im Flachland kommt es auf die örtlichen Bedingungen an: Im Dachauer Land oder in Erding könnten Gewässer lokal für Nebel sorgen.“
Sonst bleibt es trocken. Mütze und Schal sollte aber jeder einpacken. „In München werden die Temperaturen nachts bei um die null liegen, im Umland schon im Minusbereich“, sagt Mewes. Dank Inversionswetterlage ist es auf über 1000 Metern wärmer als im Tal. „Aber in höheren Lagen ist an Silvester mit Sturmböen von 75 bis 100 Stundenkilometern zu rechnen.“ 2025 beginnt stürmisch. Ein Tief kommt auf Oberbayern zu. Am Neujahrstag ist es im Alpenvorland bei bis zu 12 Grad noch mild, nachts aber wird es kälter. Sturmböen und Regen dürften am 2. Januar zu Schneegestöber werden. Die Schneefallgrenze sinkt auf 400 Meter.
DWD: 2024 stellt Wärme-Rekord auf
Zum Jahresende ziehen die Experten vom Deutschen Wetterdienst Bilanz. „In Deutschland war seit Messbeginn 1881 noch kein Jahr so warm wie 2024“, teilte die Behörde am gestrigen Montag mit. „Erschreckend ist vor allem, dass 2024 das Vorjahr gleich um außergewöhnliche 0,3 Grad übertroffen hat“, sagt Sprecher Uwe Kirsche. „Das ist beschleunigter Klimawandel.“ Die Ergebnisse der rund 2000 Messstationen hatten schon 2023 zum Rekordjahr erklärt.
Ungewöhnlich nass und warm
Das Temperaturmittel lag mit 10,9 Grad Celsius um 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Damit setzte sich der Erwärmungstrend fort, der schon 2023 (10,6 Grad) und 2022 (10,5 Grad) zu neuen Höchstwerten geführt hatte. In Leutkirch im Allgäu wurde am 20. Januar mit -19,5 Grad der tiefste Wert des Jahres gemessen. Der Frühling begann laut DWD im Februar – denn mit einer Mitteltemperatur von 6,6 Grad entsprach dieser eher einem kühleren April. Das Frühjahr selbst schrieb sich als das wärmste seit Messbeginn in die Statistik ein. Sehr warm war auch der Sommer – der August zählte zu den vier wärmsten seit 1881.
2024 war ein ungewöhnlich nasses Jahr mit extremen Niederschlagsphasen. Es fielen 903 Liter Niederschlag pro Quadratmeter – und damit deutlich mehr als im Mittel der Referenzperioden 1961 bis 1990 mit 789 sowie 1991 bis 2020 791 Liter pro Quadratmeter. Im Jahresverlauf wurden am Alpenrand mit örtlich über 2600 Litern pro Quadratmeter die höchsten Mengen gemessen.
66 Tage ohne Frost auf der Zugspitze
Die Werte aus dem Freistaat decken sich mit der bundesweiten Statistik. Mit einem Temperaturmittel von 10,3 Grad Celsius meldet auch Bayern ein neues Rekordjahr. Es war der mildeste Winter seit Messbeginn – mit einer extremen Temperaturabweichung von 6,7 Grad war besonders der Februar ein Ausreißer. Nach dem zweitnassesten Mai seit 1881 gab es zum Juni-Start an der Donau und ihren südlichen Zuflüssen Hochwasser.
Ungewöhnlich warm präsentierte sich in Bayern auch der Herbst. Auf der Zugspitze sank die Temperatur zwischen 5. Juli und 8. September nicht einmal unter null. Mit 66 aufeinanderfolgenden frostfreien Tagen war hier mit Abstand die längste frostfreie Periode seit Beginn der Messungen zu verzeichnen. Im „kühlsten“ Bundesland fielen heuer etwa 1057 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. An den Alpen wurden vom DWD aber gebietsweise über 2000 gemessen.
CORNELIA SCHRAMM