Das hochheilige Wasser

von Redaktion

Jahrhundertealte Tradition zum Dreikönigsfest

Marc-Aeilko Aris ist Domrektor am Freisinger Dom.

In vielen bayerischen Pfarreien wird zum Dreikönigsfest das hochheilige Dreikönigswasser geweiht. © Getty/Privat

Freising – Viele der Gläubigen, die in den nächsten Tagen den Freisinger Dom besuchen, werden leere Flaschen dabeihaben. Die brauchen sie, um ein ganz besonderes Weihwasser mit nach Hause nehmen zu können: das Dreikönigswasser, „ein hochheiliges Wasser“, wie Domrektor Marc-Aeilko Aris sagt. Quasi ein High-Quality-Weihwasser. „Nur an Heilig-Drei-König und zu Ostern gibt es so ein hochheiliges Weihwasser“, erklärt der Theologe.

Es ist eine jahrhundertealte Tradition, dass zum Dreikönigsfest das Dreikönigswasser geweiht wird – in vielen Orten wird dieser Brauch bis heute gepflegt. Schon im 4. Jahrhundert berichtete der bedeutende Kirchenlehrer Johannes Chrysostomos, dass die Menschen das Wasser in Krügen mit nach Hause genommen und dort das ganze Jahr über aufbewahrt hatten.

Am 6. Januar feiern Christen das Fest der Erscheinung des Herren. „Es geht um drei Urszenen, in denen sich Christus zeigt“, erklärt Marc-Aeilko Aris: der Besuch der Weisen aus dem Morgenland an der Krippe, die Verwandlung von Wasser in Wein auf der Hochzeit von Kana durch Jesus sowie die Taufe von Jesus. „Das Dreikönigswasser soll uns an die Taufe Jesus erinnern“, erklärt Aris. „Es ist ein besonderes Zeichen der Nähe Christus.“

Seit Generationen erhoffen sich Gläubige davon den Schutz Gottes vor dem Bösen. „Die Menschen suchten schon immer einen Umgang mit Angst und Verzweiflung“, sagt Marc-Aeilko Aris. Das Kreuzzeichen abends vor dem Schlafengehen und die Segnung von Haus und Hof mit dem Dreikönigswasser geben Hoffnung und Zuversicht.

Damit verbunden waren früher weitere Bräuche. Die Brauchtumsexpertin Dorothea Steinbacher hat in ihrem Buch „Wenn‘s draußen finster wird. Bräuche und Legenden für die Winterzeit“ einige aufgespürt. So rührten die Menschen in vielen Gegenden des Alpenraums mit dem Dreikönigswasser – das am besten aus drei verschiedenen Kirchen stammen sollte – und einem ebenfalls geweihten Dreikönigssalz einen Salzstein. „Für vielerlei Zwecke wurde jeweils ein kleines Stückchen des Salzsteins abgeschabt“, berichtet Steinbacher. Der abendliche Genuss sollte unter anderem vor plötzlichem Tod bewahren. Auch vor einer Reise kratzten die Menschen etwas Salz ab, um es zum Schutz vor dem Bösen in Stiefeln oder Jackentaschen mitzunehmen oder auf einem Stückchen Brot zu essen. Kranke Familienmitglieder und Tiere bekamen das Salz, außerdem sollte es zum Beispiel gegen Unwetter wirken – „ins Herdfeuer oder vors Fenster gestreut“, wie Steinbacher erklärt.

Auch der Freisinger Domrektor Marc-Aeilko Aris wird am Sonntagnachmittag bei der Dreikönigswasserweihe etwas Salz segnen. Das hatte seit jeher auch rein praktische Gründe: „Das Salz wird dem Wasser zugesetzt“, berichtet er. „Das dient der Haltbarkeit, damit das Wasser länger frisch bleibt.“ Bei der Weihe im Freisinger Dom werden die Sternsinger dabei sein und zum ersten Mal ihr Lied singen. Danach machen sich die Kinder und Jugendlichen in Begleitung von Marc-Aeilko Aris auf dem Weg, um Spenden für den guten Zweck zu sammeln und den Segen zu den Menschen zu bringen. Das hochheilige Dreikönigswasser werden auch sie dabeihaben.

Und für alle Gläubigen, die den Besuch der Heiligen Drei Könige verpassen, gibt es einen besonderen Service: Die Gläubigen können im Freisinger Dom nicht nur das Dreikönigsweihwasser, sondern gegen eine kleine Spende auch Tütchen mit Weihrauch und einem Aufkleber mit dem Segensspruch der Sternsinger mitnehmen. „Mit einem Gebet kann jeder selbst sein Haus segnen“, sagt Domrektor Marc-Aeilko Aris. Ganz so, wie es schon seit Jahrhunderten Tradition ist.
CLAUDIA SCHURI

Artikel 3 von 11