Was tun mit einem leer stehenden Kaufhaus-Gebäude? Diese Frage plagt mehrere Städte. In Regensburg gibt es Gerüchte über ein islamisches Zentrum. © Aigner
Regensburg – Der Aufschrei war ohrenbetäubend, als Ende letzter Woche die „Mittelbayerische Zeitung“ Pläne für ein islamisches Kulturzentrum im ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäude in Regensburg enthüllte. In den Sozialen Medien mischte sich Besorgnis mit einer Flut von Hasspostings. Die AfD verbreitete ein Sharepic mit Moschee und Minarett, die CSU-Fraktion im Stadtrat kritisierte die Oberbürgermeisterin wegen mangelnder Transparenz, und andere Fraktionen reichten teils umfangreiche Fragenkataloge ein. Eine umstrittene Online-Petition gegen das Vorhaben wurde gestern vom Plattformbetreiber Change.org entfernt.
Die Stadt Regensburg prüft nun ein Vorkaufsrecht für die 20 000 Quadratmeter große Immobilie am Neupfarrplatz im Herzen der Altstadt. Drei Monate hat sie dafür Zeit. Die nun bekannt gewordenen Pläne für ein islamisches Kulturzentrum lehnen sowohl Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) als auch die Mehrheit des Stadtrats ab. Zwar sei grundsätzlich nichts gegen ein solches Vorhaben einzuwenden, so die OB. Doch in dieser Größe und an diesem Standort halte sie das für „nicht vorstellbar“.
Ohnehin gibt es erhebliche Zweifel an der Seriosität der Investorengruppe und daran, dass diese es mit ihrem Vorhaben überhaupt ernst meinen. Deren Sprecher Rami Haddad kündigte in der „MZ“ „ein lebendiges Kultur- und Einkaufszentrum“ an. Dieses werde seine kulturellen Wurzeln würdigen, sei aber „nicht ausschließlich eine religiöse Institution“.
Angeblich gehören Vertreter aus Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu den Investoren. Doch diese Investoren bleiben bislang anonym. Auch die Stadt kennt sie nicht. Mehrere Kontaktversuche seien bislang erfolglos geblieben, so die OB. Insofern sei man von der Verkündung der „vagen Pläne“ über die örtliche Tageszeitung ebenso überrascht worden wie der Rest der Öffentlichkeit. Dieses Vorgehen der potentiellen neuen Eigentümer sei „zumindest eigen“ und zeuge nicht von ernsthaftem Interesse an einer tatsächlichen Umsetzung der Pläne. „Die Stadt hat die Planungshoheit und jedwede Nutzungsänderung geht nur gemeinsam. “ Auch sei klar, dass es zunächst einmal Ängste schüre, wenn von einem islamischen Kulturzentrum die Rede sei. Womöglich, so heißt es, solle nur der Kaufpreis in die Höhe getrieben werden.
Die Stadt sei zudem überrascht worden, da sie bis Anfang Dezember mit den bisherigen Eigentümern des Gebäudes, der Kaufhof Regensburg GmbH, noch Gespräche in eine völlig andere Richtung geführt hatte. Geplant war eine Machbarkeitsstudie als Grundlage für einen Verkauf an die Stadt oder private Investoren. Doch am 10. Dezember erfuhr die Stadt durch die Mitteilung eines Notariats von dem geplanten Verkauf an die Investoren.
Im Vertrag war nur ein kurzer Hinweis auf ein „muslimisches Kulturkaufhaus“ enthalten, woraufhin die Stadt versuchte, Kontakt zu der Kanzlei aufzunehmen, welche die Investoren vertritt. „Erstaunlicherweise“ sei diese Kanzlei auch schon bei den Voreigentümern tätig gewesen. Doch auf mehrere Anfragen gab es keine Antwort. Stattdessen erschien der besagte Artikel, der nun für Aufregung sorgt.
Bemerkenswert: Der Investoren-Sprecher stellt die Behauptung auf, dass die Stadt „kein Interesse am Erwerb des Gebäudes gezeigt“ habe. Doch das sei falsch, betont die OB. Es habe dazu mangels Rückmeldung bislang keinerlei Austausch gegeben. Der Wert von Grundstück und Immobilie lässt sich laut Fachleuten der Verwaltung nur schwer beziffern. Eine genauere Untersuchung des Gebäudes wurde offenbar bislang verweigert. „Es ist sehr schwer, dort hinein zu kommen“, sagt die Oberbürgermeisterin.
STEFAN AIGNER