Verena Wiegand aus München.
Frida war die Erste, die mitten ins Herz von Verena Wiegand tapste. Das war im Dezember 2020. Danach folgten drei weitere Hunde der Rasse Galgo Español: Jule, Simon und Levi. Da war die Vierfach-Hundemutter schon längst hoffnungslos „galgofiziert“.
Eigentlich hätte Verena Wiegand den Hotelbetrieb ihrer Eltern übernehmen sollen. „Aber ich hatte keine Lust, in Ostwestfalen zu versauern“, sagt die 55-Jährige und lacht. Sie zog es vielmehr in die große weite Welt. In dem Fall nach München. Das ist über zwanzig Jahre her. Aktuell arbeitet sie als persönliche Assistentin für einen Unternehmensberater.
Größtenteils auf einem Bauernhof mit Schafen, Hunden und Katzen aufgewachsen und mit einem passionierten Reiter als Vater, gehörten Tiere von Anfang an zu ihrem Leben. Und so war es kein Wunder, dass 2007 wieder einmal ein Hund den Weg zu ihr fand: Podenco-Mix-Hündin Milla. Sie hätte gern einen weiteren Tierschutz-Hund, einen Galgo, dazugenommen, doch Milla duldete nur stundenweise Konkurrenz im Haus.
Erst nach Millas Tod konnte Wiegand ihre Faszination für die Galgos ausleben. Frida hielt Einzug, „mein Seelenhund“. Mit Jule war dann ein halbes Jahr später das Dreimäderlhaus komplett und der Lebensmittelpunkt wurde von Sendling nach Ramersdorf verlegt, damit die Hunde einen Garten haben. Weil die Wahlmünchnerin, die sich selbst scherzhaft als „Crazy Dog Mom“ bezeichnet, ein großes Herz für Hunde hat, kamen im vergangenen Jahr noch die Rüden Simon und Levi dazu. Selbstverständlich wieder Galgos. „Es gibt so viele, die ein gutes Zuhause suchen“, betont Wiegand.
Sie erzählt von den traurigen Schicksalen ihrer eigenen Hunde, aber auch von der unfassbar großen Anzahl leidgeprüfter Galgos, die ihr täglich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit begegnen. Zum Beispiel bei der Galgo-Hilfe e. V., deren Homepage samt Facebook-Auftritt sie betreut und für die sie auch als Pflegestelle fungiert. Einmal im Jahr fährt die Hundefreundin nach San Anton in Andalusien. Dort hilft sie in einer staatlichen Tötungsstation aus. Vom Reinigen der Zwinger über Füttern bis hin zur Versorgung kleinerer Wunden, was eben so anfällt.
„Das Leid der Galgos, Podencos und anderer spanischer Jagdhunde ist unermesslich“, so die Mittfünfzigerin. Viele Tiere werden nach Ende der Jagdsaison entsorgt – vor allem, wenn sie nicht die gewünschte Leistung erbracht haben. Wiegand spricht von Hündinnen, die als Gebärmaschinen benutzt werden, von halb verhungerten, verletzten und schwer misshandelten Hunden, die, wenn sie Glück haben, bei einer Tierhilfsorganisation landen. Die meisten unerwünschten Hunde werden allerdings ausgesetzt oder getötet.
Um auf dieses unsagbare Tierleid aufmerksam zu machen, hat Verena Wiegand 2023 eine Protestbewegung, den Münchner Galgomarsch, ins Leben gerufen. Der nächste Termin steht bereits: 25. Januar 2025 um 14 Uhr, Treffpunkt Münchner Freiheit. Weitere Infos gibt es auf www.muenchner-galgomarsch.de.
CORNELIA SCHÖNHARDT