Umstrittener Pflege-Bonus

von Redaktion

Opposition kritisiert Prämien-Modus für Praxisanleiter

Ein Praxisanleiter bei einer Übung mit einer Pflege-Auszubildenden aus Vietnam. © Woitas/pa

München – Die Aufgabe des Praxisanleiters ist in der Pflege eine wichtige, aber nicht immer ganz dankbare. Denn aufgrund der engen Personalsituation kommt zur Einarbeitung und Unterstützung der Auszubildenden und neuen Kollegen in vielen Fällen schnell noch die alltäglich anfallende Arbeit obendrauf. Die Folge: Doppelbelastung. So erklärt sich wohl auch, dass es in Bayern zwar knapp 19 000 registrierte Praxisanleiterinnen und -anleiter gibt, davon aber nur rund die Hälfte aktiv ist.

Um das zu ändern, kam aus der Landtags-CSU im Frühjahr 2024 der Plan, Geld in die Hand zu nehmen und Prämien für besonders innovative und beispielhafte Konzepte auszuloben. Je 10 000 Euro Bonus solle es dafür geben und so ein Anreiz geschaffen werden, die Tätigkeit auszuführen. Der Antrag wurde im Haushaltsausschuss angenommen und Geld in die Finanzplanung eingestellt. Für den Rest des Jahres 2024 blieb es daraufhin erst einmal so still um das Vorhaben, dass die Landtags-Grünen in einer Anfrage an das Gesundheitsministerium nachfragten. Die Antwort: Ab April 2025 können Anträge auf den Bonus gestellt werden. Und: „Die Bonuszahlung erfolgt bei entsprechender Wertigkeit des Praxisanleitungskonzeptes nach der Reihenfolge des Eingangs der vollständigen Antragsunterlagen beim Landesamt für Pflege (LfP).“ Sprich: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. 180 Mal soll die 10 000-Euro-Prämie vergeben werden – macht insgesamt 1,8 Millionen Euro. Dass es nun erst ein Jahr später losgeht, kommentiert ein Sprecher des Ministeriums auf Nachfrage unserer Zeitung so: „Die Konzipierung und Umsetzung erfordert in der Regel etwas Zeit.“

Aus Sicht der Grünen hätte diese Zeit allerdings besser genutzt werden können. „Wir waren bereits bei den Haushaltsdebatten skeptisch, ob es ohne Richtlinien nicht zu Willkür käme“, sagt die Abgeordnete Claudia Köhler unserer Zeitung. Dass sich nun bestätige, dass das Geld an die gehe, die sich zuerst bewerben, sei typisch: „Die Söder-Regierung kündigt Riesensummen an, haut mit großem Tamtam Geld raus und meint, damit die Probleme einfach überdecken zu können.“ Doch das reiche nicht, sei womöglich sogar kontraproduktiv. „Im schlimmsten Fall erzeugen CSU und Freie Wähler auch noch Ungerechtigkeit und schlechte Stimmung, wenn es keine fairen Kriterien für den Bonus gibt“, kritisiert Köhler.

Bei der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) freut man sich hingegen zunächst über die „finanzielle Anerkennung“, die „vor allem in dieser Höhe ein wichtiges Signal“ sei. Doch ganz ungetrübt ist auch diese Freude nicht. Man hätte doch ein „schlankeres Antragsverfahren“ bevorzugt, sagt Bernhard Krautz, der bei der VdPB die Professionsentwicklung verantwortet, unserer Zeitung. „In der jetzigen Form orientiert es sich aufgrund seiner Komplexität weder an der berufspädagogischen Praxis noch am Zeitbudget der Praxisanleitenden.“
SEBASTIAN HORSCH

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