Gruß aus China an Bayerns Schafkopfer. © FKN
Höchst konzentrierte Schafkopfer: Mit taktischem Geschick versuchen die Spieler, so viele Punkte wie möglich zu machen. © Pia Bayer
Finsing/Münchberg – Für manche ist es ein Fixpunkt in der Woche oder eine gelegentliche Gaudi, für andere ein Buch mit sieben Siegeln: das Schafkopfen. Gestern stand die ur-bayerische Tradition international im Rampenlicht. Vielerorts wurde „de Oide“ gesucht, „a Geier“ und „a Farb-Wenz“ angesagt, aber auch mal „schneiderfrei“ verloren. Am Sonntag war der erste Welt-Schafkopf-Tag. Über die offizielle Website kamen sogar aus Australien und China Grußbotschafen: „Danke für dieses spezielle bayerische Spiel“, schrieb Li Xuefeng, der ein Foto von seiner Kartler-Runde veröffentlichte. „Es ist voller Kunst und Leidenschaft.“
Aufgerufen zum Welt-Schafkopf-Tag hatte ein Bündnis aus Schafkopf-Fans und Vereinigungen. Vereine, das bayerische Heimatministerium, ja sogar der bayerische Philologenverband unterstützten die Aktion. „Schafkopfspielen schult neben den mathematischen und strategischen Kompetenzen auch die soziale und emotionale Intelligenz“, erklärt Michael Schwägerl, Vorsitzender des Philologenverbands.
Die zentrale Veranstaltung fand in Münchberg in Oberfranken statt, aber auch bei anderen Turnieren oder online stand das traditionsreiche Spiel im Mittelpunkt. In einem Gasthof in Finsing (Kreis Erding) trafen sich 124 Kartler, ein Drittel davon Frauen, um sich acht Stunden lang ihrem Lieblingsspiel zu widmen. „I mog den Varietäten-Reichtum“, schwärmt Florian Malcher. „De Spielzüge san immer anders.“ Sein Großvater führte ihn einst in die Kunst des Schafkopfens ein – „erst hob i zuagschaugt, dann mitgspuid.“ Jetzt steht Florian Malcher dem 300 Mitglieder starken Schafkopf-Club Bayern vor, der 2026 den Welt-Schafkopf-Tag ausrichten darf.
Mit solchen Aktionen soll das Kartenspiel gefördert und weitergegeben werden. Man braucht nur ein Päckchen „bayerisches Blatt“. Ausgegeben werden alle Karten; gute Spieler merken sich, welche Karten im Umlauf sind, sodass das Spiel viel Taktik zulässt.
Die Anfänge dieses Kulturguts reichen weit zurück. Ein urkundlicher Nachweis findet sich 1782: Ein Bußgeldkatalog zeigt auf, dass Schafkopf nicht als Glücksspiel gilt. Auch wenn der Name an ein Schaf erinnert, so kommt Begriff von dem Ort, an dem es früher gespielt wurde: auf dem Kopf von einem Schaff, also auf den Deckeln von Holzfässern.
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CORINNA KATTENBECK