Seuchen-Angst in Bayerns Ställen

von Redaktion

Ein Ziegenlamm wird in Brandenburg über eine Weide getragen. Auf dem Gelände ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. © Patrick Pleul/dpa

Sorgt sich um seine Tiere: Gerhard Langreiter, Schweinezüchter aus Oberneukirchen. © Timo Jaworr/Ceres Award

München – Bayerns Tierhalter sind hochnervös. Die Maul- und Klauenseuche, die bei Wasserbüffeln in Brandenburg vor den Toren Berlins ausgebrochen ist, bereitet auch den Rinder- und Schweinehaltern im Süden Sorgen. „Das versetzt uns, ohne dass ich übertreiben will, in große Angst“, sagte Carl von Butler, Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands (BBV), gestern bei der Neujahrs-Pressekonferenz in München. Die Seuche, die für den Menschen ungefährlich ist, sei für Schweinebestände, Rinder, Schafe, aber auch Wildtiere mit ganz hoher Wahrscheinlichkeit tödlich. Das Virus verbreite sich auf ganz vielen Wegen und könne am Tag 40 Kilometer durch die Luft fliegen.

Daher kommt es jetzt auf schnelle Reaktionen an, wie der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied forderte. Bund und Länder müssten alles daransetzen, das Seuchengeschehen schnellstmöglich und mit aller Kraft zu bekämpfen. Dringend muss laut von Butler geklärt werden, seit wann dieses Virus in Deutschland sei und welche Strecken es schon zurückgelegt haben könne. „Es ist eine unglaublich bedrohliche Situation für all diese Tierarten.“

Gerhard Langreiter (43), Schweinezüchter aus Oberneukirchen (Kreis Mühldorf) und Finalist bei der jüngsten Ceres-Wahl für die Landwirte des Jahres, sorgt sich, dass die Seuche über Tiertransporte nach Bayern gelangen könnte. „Viele Kälber werden von Bayern nach Norddeutschland verbracht. Bei den Schweinen ist es umgekehrt. Da kommen viele Ferkel nach Bayern“, sagte er. Da sei viel Tierverkehr unterwegs, so dass ein Virus sich rasch verbreiten könne. Es reiche, dass jemand das Virus am Stiefel hat, ein Tiertransporter nicht gescheit gereinigt werde, „dann haben wir die MKS bei uns in Bayern“.

Doch auch hier wird schon reagiert. Josef Andres, BBV-Kreisobmann in Rosenheim, berichtete auf Nachfrage, dass Kälbertransporte auch in Bayern bereits eingeschränkt würden. „Um Gottes willen“, dachte er, als er von dem MKS-Ausbruch in Brandenburg gehört hatte. Andres, der selber 70 Mutterkühe mit Nachzucht im Stall hat, wird noch gründlicher darauf achten, dass keine Fremden in seinen Stall kommen. Beim Tierarzt wisse er es, dass der die Hygiene strikt einhalte. Wenn die Seuche einen Betrieb befalle, müssten alle Tiere gekeult werden. „Das wäre extrem schlimm“, will sich Andres ein solches Szenario gar nicht vorstellen. „Ob ein Landwirt 50 oder 100 Kühe hat: Er kennt seine Tiere. Alle töten zu müssen, wäre ein furchtbare seelische Belastung. Daran möchte ich gar nicht denken.“ Zudem wäre es eine finanzielle Notlage: „Der Landwirt hat ja dann kein Einkommen mehr.“ Nach dem letzten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Bayern 1988 haben die Milchbauern vorsorglich einen MKS-Fonds eingerichtet. 30 Millionen Euro sind nach Aussagen von BBV-Generalsekretär von Butler darin.

„Man muss die Biosicherheit in seinen Betrieben hoch halten und darf nicht in Panik ausbrechen“, will Andres beruhigen. Er hofft, dass die Behörden in Brandenburg die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, sodass MKS vielleicht doch ein singuläres Ereignis bleibt. Zur Grünen Woche nach Berlin fährt der Kreisobmann. Seine Kleidung wird er danach aber besonders sorgfältig reinigen.

Gerhard Langreiter blickt mit etwas Sorge nach Berlin: „Man fährt da hin und irgendjemand ist vorher noch kurz über seinen Hof gerannt, bevor er aufgebrochen ist. Der bringt einen Keim mit nach Berlin und trägt den in eine Halle.“ Langreiter, der 170 Muttersauen mit Ferkeln hält, macht sich mindestens ebenso große Sorgen wegen der Afrikanischen Schweinepest, die schon Hessen erreicht hat. Allerdings: „Wir sind über Jahre hinweg geschult worden, damit man Seuchensicherheit auf seinem Betrieb erreichen kann.“ Zur Grünen Woche aber fährt er nicht.

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