Berchtesgaden/München – Missbrauch in der Sauna, Gruppenzwang im Unterricht: Gegen den ehemaligen Pfarrer von Berchtesgaden sind konkrete Vorwürfe sexualisierter Gewalt aus seiner Amtszeit laut geworden. Ein früherer Kirchenvorsteher der evangelischen Gemeinde, Jürgen Bannasch, berichtet von sexuellem Missbrauch an Vorschulkindern, der sich in der Sauna im Pfarrhauskeller abgespielt habe. Der frühere Pfarrer wurde 2016 und 2024 wegen des Besitzes von kinderpornografischen Bildern verurteilt, erst zur Bewährung und schließlich zu einer Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Die Ortsgemeinde hatte erst im Juli von den Strafverfahren Kenntnis bekommen. Zum 1. September hat die Landeskirche den Theologen aus dem Pfarrdienst entlassen.
Bannasch berichtet, dass der Pfarrer, der von 1990 bis 2005 in Berchtesgaden tätig war, Buben im Vorschul- und Grundschulalter im Rahmen eines nachmittäglichen Spieltreffs in die Sauna eingeladen und dort vor ihnen onaniert habe. Er kenne sieben Betroffene persönlich, die solche gravierenden Erlebnisse mit dem Pfarrer gehabt hätten. So habe der Pfarrer Kinder auch über der Kleidung im Genitalbereich angefasst, getarnt als „Versehen“ oder Spiel. Die Betroffenen seien zum Teil Schulkameraden seiner eigenen Kinder gewesen.
Bannasch war von 2000 bis 2010 Mitglied des Kirchenvorstands. Von den Vorfällen sexualisierter Gewalt habe er ab 2015 erfahren. Erstmals öffentlich gemacht hat er diese Anfang Januar. Auf die konkreten Vorwürfe reagiert der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral mit Betroffenheit. Der geschilderte Vorfall in der Sauna sei keine Grenzüberschreitung, sondern Missbrauch. „Es tut mir unendlich leid, dass Kinder so etwas ein Leben lang als Erinnerung mit sich herumschleppen müssen“, sagt er.
EPD