Wiesn-Stimmung in Berlin

von Redaktion

Trachtler bringen das Oktoberfest-Gefühl zur Grünen Woche

Kalbfleisch zum Frühstück? Bundesagrarminister Özdemir verzichtet, denn er ist Vegetarier. © Benjamin Pritzkuleit/dpa

Gute Stimmung in der Bayern-Halle: Ministerin Michaela Kaniber am Freitag mit bayerischen Musikern. © Gert Krautbauer

Berlin – Das Aufatmen am Freitagmorgen auf der Grünen Woche in Berlin und bei den Landwirten in ganz Deutschland ist enorm: Entgegen ersten Informationen hat sich der zweite Verdachtsfall auf Maul- und Klauenseuche in Brandenburg nicht bestätigt. „Fehlalarm“ hieß es, nachdem am Abend zuvor andere Informationen die Runde gemacht hatten. „Der Stand ist heute, dass es keinen zweiten weiteren positiven Fall gibt“, kann Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) am Morgen vor seinem traditionellen Messerundgang vermelden. Der Messerundgang dürfte für ihn eine Abschiedstour gewesen sein, denn Özdemir will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden.

Erleichtert ist auch Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber, die gestern zum Auftakt der großen Landwirtschaftsschau in der Bayern-Halle die Aussteller aus dem Freistaat besuchte. „Wir sind froh und dankbar und hoffen sehr, dass es keine weiteren Fälle geben wird“, sagt sie unserer Zeitung. Sie hofft auf eine starke Arbeit in Brandenburg, zusammen mit dem Friedrich-Löffler-Institut. In Bayern würden alle Kräfte dafür verwendet, „dass wir verschont bleiben“. Die Seuche werfe natürlich einen Schatten auf die Grüne Woche. Viele Nutztierhalter seien vorsichtig, wofür sie großes Verständnis habe. Man dürfe nicht vergessen, dieses Virus hänge sich an Bekleidung, die Haare und die Schuhe, werde auch über die Luft übertragen – äußerste Vorsicht sei geboten. Trotz aller Herausforderungen habe es einen „Super-Start“ in der Bayern-Halle gegeben. „Das liegt an unseren Trachtlern, den Goaßlschnalzern, den Musikkapellen. Die Bayern-Halle ist jedes Mal wegen ihrer Aufmachung ein Hochgenuss, eine Leistungsschau unserer Produkte.“ Viele internationale Gäste kämen: „Es ist eigentlich ein kleines Oktoberfest.“

Auch der neue EU-Agrarkommissar Christophe Hansen stattet der Bayern-Halle einen Besuch ab. Seine Vorstellungen seien zu 98 Prozent deckungsgleich mit den bayerischen Positionen, freut sich Kaniber. „Wir stehen für eine Junglandwirte-Prämie, für klare Programme für die Hof-Übernahme und die Nutztierhaltung.“ Hansen erkenne die Vielfalt der Regionen in Europa und wolle die Leistungsfähigkeit bewahren: „Das ist genau das, was wir auch brauchen.“ Nur zwölf Prozent der Landwirte in Europa seien jünger als 40 Jahre. Hansen habe jetzt ein Investitionsprogramm aufgelegt in Höhe von drei Milliarden Euro. Bundesagrarminister Özdemir war auch zum bayerischen Enten-Essen am Abend eingeladen. Quasi zum Abschied. Doch er sagte kurzfristig ab: „Ich kann verstehen, dass das seine grüne Seele nicht aushält“, bemerkt die Ministerin mit einem Augenzwinkern.

Auf dem Messe-Rundgang bemüht sich Özdemir, gute Laune zu verbreiten. Mit dem EU-Agrarkommissar, Bauernpräsident Joachim Rukwied und Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner bahnt er sich den Weg durch die Halle, probiert hier und da. Als Vegetarier lässt er Wurst und Fleisch natürlich links liegen. Etwas länger fällt der Aufenthalt am Stand der Ukraine aus. Gegen Ende bekommen Özdemir und die anderen ein Glas „Karpatischen Sekt“ in die Hand gedrückt. „Lasst uns auf eine freie Ukraine anstoßen“, sagt der Minister auf Englisch. Und: „Slava Ukraini!“ – was so viel heißt wie „Ruhm der Ukraine“. Auf der Grünen Messe präsentieren rund 1500 Aussteller kulinarische Köstlichkeiten und touristische Highlights. Rund 300 000 Besucher erwarten die Veranstalter. Rinder, Schafe oder Ziegen bekommen sie wegen der Maul- und Klauenseuche allerdings nicht zu sehen.
CLAUDIA MÖLLERS

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