Die Panne der Goldräuber

von Redaktion

Prozess-Start: Wie Ermittler die Manchinger Diebe schnappten

In einem Weiher an einer Autobahnauffahrt fand die Polizei das Diebeswerkzeug. © Peter Kneffel/pa

Der Goldschatz von Manching: Die keltischen Münzen sind mehr als 2000 Jahre alt. © Frank Mächler/dpa

Die Angeklagten beim Prozessauftakt gestern im Gerichtssaal in Ingolstadt. © Sven Hoppe/dpa

Ingolstadt/Manching – Es ist ein großer Auflauf, als am Dienstag kurz nach 11 Uhr die vier Angeklagten einer nach dem anderen einzeln in den Ingolstädter Gerichtssaal geführt werden. Robert K. (47) aus Plate bei Schwerin, der Berliner Maximilian S. (44) sowie die Schweriner Jörn M. (52) und Alexander K. (43) tragen Handschellen, die ihnen an den Plätzen abgenommen werden. Für jeden Angeklagten sind zwei Polizisten im Saal, um Fluchtversuche zu verhindern.

Seit gestern stehen die vier mutmaßlichen Goldräuber von Manching wegen des Verdachtes des schwerwiegenden Bandendiebstahls vor Gericht. Insgesamt 32 Einbruchdiebstähle werden ihnen zur Last gelegt. In Manching begingen sie offenbar einen schwerwiegenden Fehler.

Gut 30 Journalisten verfolgen den Prozessauftakt, weitere 20 Zeugen tummeln sich auf den Zuschauerplätzen, darunter auch der Bürgermeister von Manching, Herbert Nerb. Die Marktgemeinde ist Eigentümerin des Schatzes. Auch zwei Bekannte der Angeklagten sitzen in der letzten Reihe, sie winken den Männern auf der Anklagebank zu, man winkt zurück, kryptische Zeichen werden ausgetauscht. Die Angeklagten selbst dürfen nicht miteinander sprechen. Sie wurden nach ihrer Verhaftung in vier verschiedenen Gefangenentransporten in vier verschiedene bayerische Gefängnisse gebracht, um sich nicht absprechen zu können.

Die 52-seitige Anklageschrift hat es in sich. Es dauert eineinhalb Stunden, bis der Staatsanwalt und die Staatsanwältin alle Punkte verlesen haben. Der Hauptvorwurf: In der Nacht zum 22. November 2022 sollen die vier aus dem Kelten Römer Museum in Manching 483 mehr als 2000 Jahre alte keltische Goldmünzen sowie einen 217 Gramm schweren Gusskuchen aus Gold gestohlen haben. Außerdem drei weitere antike Goldmünzen. Der Wert: mehr als 1,5 Millionen Euro.

Das Diebesquartett war der Anklage zufolge seit zehn Jahren aktiv, es hatte eine Frühjahrs- und eine Herbstsaison. Eingebrochen wurde in Supermärkte, Spielcasinos und Tankstellen meist im März und April bzw. von September bis Oktober – in der Regel in der Nacht von Sonntag auf Montag, wenn in den Kassen am meisten Bargeld lag. Die Objekte lagen größtenteils weitab von Wohnbebauung an Fernstraßen und in der Nähe von Gewässern, in denen man das Einbruchwerkzeug verschwinden lassen konnte. Bei ihren Taten sabotierten die Angeklagten regelmäßig Telekom-Schaltstellen, um den Kontakt von Alarmanlagen zum Telefonnetz zu unterbinden. Oft wurden auch Straßenlaternen ausgeschaltet oder Mülltonnen als Barrieren umgekippt, um die Polizei zu behindern. Angefahren wurden die Objekte mit Mietwagen, die teils unter falschem Namen reserviert wurden, Ähnliches gilt auch für Hotels, die sie in der Nähe der Tatorte buchten.

Vieles aus diesem Tatmuster gilt auch für Manching. Hier hatte die Viererbande auch Störsender eingesetzt, um eventuell vorhandene Funksignale der Alarmanlagen außer Kraft zu setzen. Ein solcher Störsender wurde dem Quartett offenbar zum Verhängnis. Die Einbrecher hatten im Museum die Antenne des Gerätes verloren, das sie später mit weiterem Werkzeug im Pichler Weiher an einer Autobahnauffahrt versenkten. Daran haftete die DNA von Robert K. Der DNA-Treffer passte zu anderen Einbrüchen, durch Telefonüberwachung kam man auf die Spur der anderen drei. Bei einer Razzia im vergangenen Juli wurden dann 18 Goldklumpen gefunden, die mit der Legierung der Goldmünzen übereinstimmten, dabei wurde das Quartett verhaftet.

Ob die Beweise reichen? Die Angeklagten wollten sich gestern nicht zu den Vorwürfen äußern. Einer der acht Verteidiger, Klaus Wittmann aus Ingolstadt, sagt: „Eine DNA-Spur ist ein Indiz, aber noch kein Beweis, sie kann auch auf andere Art als durch Anwesenheit des Verdächtigen an ihren Fundort gelangen.“ Der Prozess dauert an, es sind 31 Verhandlungstage angesetzt.
JOHANNES WELTE

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