„Die Pflegeversicherung braucht eine Reform“

von Redaktion

Barmer-Report: Bis 2060 mehr als eine Million Pflegebedürftige – Angehörige entlasten

58 Prozent der Pflegebedürftigen in Bayern werden von Angehörigen versorgt. © Imago

München – Immer mehr Menschen in Bayern benötigen Pflege – und das immer länger. Laut dem aktuellen Pflegereport der Barmer lag die Pflegedauer bei den kürzlich Verstorbenen im Schnitt bei 3,9 Jahren. Sie wird sich nach den Prognosen bei den Menschen, die aktuell gepflegt werden, mit 7,5 Jahren nahezu verdoppeln. Und sie müssen dafür von Jahr zu Jahr mehr Geld bezahlen. Der Eigenanteil für die Versorgung in Pflegeheimen steigt seit 2018 deutlich – von im Schnitt 1766 Euro im Jahr 2018 auf zuletzt 2699 Euro. Die Ausgaben für jeden Pflegebedürftigen in Bayern stiegen laut Barmer in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 53 Prozent. Dieser Trend werde sich durch den Fachkräftemangel wohl weiter verschärfen. „Pflegebedürftige und deren Angehörige müssen schnell finanziell entlastet werden“, betont der Barmer-Chef Alfred Kindshofer. „Pflege darf kein Luxusgut sein. Die Pflegeversicherung muss dringend reformiert werden, um sie zukunftssicher und generationengerecht aufzustellen.“ Die Barmer fordert, dass die Pflegeversicherung von staatlichen Aufgaben wie der Pflegeausbildung befreit wird. Die Finanzierung sei eine öffentliche Aufgabe und müsse über Steuern finanziert werden. Außerdem solle der Freistaat bei den Eigenanteilen entlasten, indem er mehr Investitionskosten der Pflegeheime übernehme.

Auch der Landtagsabgeordnete Andreas Hanna-Krahl (Sprecher für Gesundheit und Pflege der Grünen-Fraktion) fordert eine Reform der Pflegeversicherung. „Alle Einkommensarten müssen einbezogen werden, so verteilt sich die Last fair auf allen Schultern.“ Sorgen bereitet ihm auch, dass in einigen Jahren ein Großteil der pflegenden Angehörigen selbst auf Pflege angewiesen sein wird – durch den demografischen Wandel wird es aber weniger Menschen geben, die ihre Eltern oder Großeltern zu Hause pflegen können. Aktuell werden 58 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt. Hanna-Krahl schlägt deshalb vor, das Landespflegegeld besser in die Gründung einer Landespflegegesellschaft zu stecken. Pflegende Angehörige könnten dann sozialversicherungspflichtig beim Staat angestellt und nach Mindestlohn bezahlt werden. Dadurch würden sie keine Rentenpunkte verlieren und bekämen Unterstützung, wenn sie krank sind oder Urlaub machen. „Wir brauchen endlich echte Entlastungsangebote und eine finanzielle Absicherung für die größte Gruppe der Pflegenden.“

2023 waren in Bayern gut 590 000 Menschen pflegebedürftig, die Zahl wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich wachsen. Nach Hochrechnungen der Barmer werden 2040 knapp 870 000 Bayern Pflege brauchen – bis 2060 sogar mehr als eine Million.
KWO

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