Eine Schule wie ein kleines Bergdorf

von Redaktion

Lernen und trainieren auf 1100 Metern: Das Schulzentrum CJD Christopherusschulen am Rande des Nationalparks Berchtesgaden ist bekannt als eine von zwei Eliteschulen des Wintersports in Bayern. © CJD Christopherusschulen

München – Die Schülerinnen und Schüler lernen auf 1100 Meter Höhe und vor imposanter Kulisse: Auf einer Anhöhe direkt am Rande des Nationalsparks Berchtesgaden liegt Deutschlands und Bayerns höchstgelegene Schule: die Christopherusschule des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands. Rund 300 Jugendliche sitzen hier in den Klassenzimmern mit Blick auf die Berchtesgadener Bergwelt. Das CJD unterhält hier ein Gymnasium, das 240 Schüler besuchen, an die Fachoberschule gehen rund 60 Schüler. Internatsgebäude und Sportstätten gehören ebenfalls zu dem weitläufigen Komplex des staatlich anerkannten Schulzentrums. „Wir sind ein richtig kleines Bergdorf“, sagt Stefan Kantsperger, der seit 2010 das Gymnasium leitet.

Der 62-Jährige ist am Sonntag mit einigen seiner Kollegen runter vom Berg und nach München gereist, um bei den Bildungstagen im Münchner Literaturhaus das Konzept seiner Schule zu präsentieren. Rund 20 private Bildungseinrichtungen, Internate und Anbieter von Summer Camps aus ganz Bayern, aber auch darüber hinaus, haben sich bei den Bildungstagen mit Ständen, Informationsmaterial und Vorträgen vorgestellt. Eltern konnten in direkten Kontakt mit Vertretern der Einrichtungen treten, sich informieren und so ein erstes Bild von den Schulen und Internaten gewinnen. Vor Ort waren unter anderem das Gymnasium und Internat Schäftlarn, das Landheim Ammersee, die Regensburger Domspatzen, die Schule Schloss Salem am Bodensee und das Holztechnikum Kuchl in Salzburg.

Wer als Schüler aber ganz hoch hinaus wolle, darauf wies Stefan Kantsperger augenzwinkernd hin, der komme an der Christopherusschule in Schönau am Königssee nicht vorbei. 1953 hatte das CJD das dortige Werkschulheim Berchtesgaden übernommen und die Christopherusschule gegründet. Daraus ist das Schul- und Internatszentrum entstanden. Mit 240 Schülern ist das Gymnasium vergleichsweise klein, in den meisten Jahrgängen gibt es nur eine Klasse, die durchschnittliche Klassenstärke beträgt 20 Schüler. „Dieser familiäre Charakter macht unsere Schule aus“, sagt Kantsperger. „Wir kennen alle unsere Schüler und können sie individuell unterstützen und fördern.“ Dazu gehört auch, dass den Schülern ein Shuttle-Service ins Tal zur Verfügung gestellt wird. „So schön es bei uns dort oben ist, es ist auch etwas abgeschieden“, sagt der Direktor. Es fahre zwar ein Linienbus, aber auch die Schule selbst organisiere regelmäßig Fahrten ins Tal. „Das ist vor allem für unsere rund 100 Internatsschüler wichtig.“ Die Kosten fürs Internat liegen derzeit bei knapp 2000 Euro im Monat, für externe Schüler liegt das Schulgeld bei monatlich 140 Euro.

Es ist aber nicht nur die Lage, die die Christopherussschulen zu einer besonderen Einrichtung machen. Das Schulzentrum ist eine Eliteschule des Sports, genauer gesagt ist es eine von nur zwei Eliteschulen des Wintersports in Bayern (die andere Eliteschule in Sachen Wintersport ist das Gymnasium Oberstdorf im Allgäu). In Berchtesgaden trainieren und lernen zwischen 80 und 90 Nachwuchsleistungssportler aus den verschiedensten Wintersport-Bereichen. Skifahrer sind dabei, Langläufer und Biathleten ebenso wie Snowboarder, Rodler und Skispringer. Viele namhafte Sportler sind hier zur Schule gegangen. Skispringer Andreas Wellinger etwa oder Rodel-Legende Georg Hackl, der erst über die Schule zu seiner Sportart fand. Auch die erfolgreichen Skirennläuferinnen Maria Höfl-Riesch und Michaela Gerg haben das Skigymnasium Berchtesgaden besucht.

„Wir stehen aber wirklich allen Schülern offen, auch denen, die keinen Leistungssport betreiben“, stellt Stefan Kantsperger klar. Unterrichtet werden die Schüler gemeinsam, was für die Nicht-Sportler bedeutet, dass sie sich, wenn die Sportler auf einem Wettkampf sind, in noch kleineren Klassen wiederfinden. „Die sind dann zu zehnt und genießen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lehrers“, sagt Kantsperger und lacht. Er selbst unterrichtet Englisch und Geschichte und will das auch nicht missen. An der Schule selbst ist er seit 1992. Woanders habe es ihn auch nie hingezogen. „Wer einmal hier angekommen ist, der geht so schnell nicht mehr weg.“
BEATRICE OSSBERGER

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