Stefan Kasims aus Ebersberg. © Stefan Rossmann
Stefan Kasims ist ein großes Schachtalent. Strategisches Denken und Konzentration seien wichtig, um ein guter Spieler zu werden, erklärt der 20-Jährige aus Ebersberg. Aber das ist noch nicht alles.
Sein Schachbrett hat Stefan Kasims fast immer vor sich. Es steht auf seinem Schreibtisch. „Dort trainiere ich jeden Tag ein paar Stunden“, sagt der 20-jährige Ebersberger. Georg Schweiger, Chef der Schachunion Ebersberg-Grafing, bezeichnet Kasims als außerordentlich talentierten Schachspieler. Stefan Kasims selbst sagt über sich: „Ich bin ein guter Logiker und Schach kann man gut auf logische Strukturen herunterbrechen.“
Schach hat in seinem Leben von klein auf eine Rolle gespielt. Er stammt aus Lettland, wo die russische Schachkultur etabliert ist. „Ich habe schon als Kind nach dieser Methode trainiert“, erzählt er. Die russische Schachschule ist bekannt für ihr strategisch-methodisches Spiel. In der Bezirksliga Oberbayern spielt er in der Mannschaftswertung für die Schachunion Ebersberg-Grafing immer wieder als höchstnominierter Spieler. „Meine Partien sind sehr lang gezogen und ich hab eine sehr gute Ausdauer“, sagt er. „Können die Gegner sich nicht mehr konzentrieren, kann ich das nutzen, vor allem, wenn ich strategisch überlegen bin.“ Ein Spiel sei aber nur teilweise planbar, erklärt er. „In einer komplizierten Stellung kann man nur drei, vier Züge vorsehen. Es ist ein Mythos, dass der beste Spieler aller Zeiten, Magnus Carlsen, 20 bis 30 Züge vorsehen kann. Er denkt auch nur in sehr kurzen Plänen, aber die sind halt besser als die Pläne der anderen.“ Es gebe mehr Schachkombinationen, als es Atome im Universum gibt, sagt er. „Nach dem ersten Zug von Weiß und Schwarz sind es schon 400 Möglichkeiten, dann geht es exponentiell weiter. Ich habe in meinem Kopf eine Art Datenbank aus vielleicht tausend Großmeister-Partien. Ich erkenne Muster, die sich wiederholen. Keine konkreten Stellungen, sondern verschiedene Ideen, die ich im Unterbewusstsein abrufen kann“, erklärt er. Etwa 80 Großmeister-Partien habe er im Kopf, schätzt er. „Und ich erinnere mich an jede eigene Partie der letzten zwei Jahre.“ Von Anfang bis Ende.
Aber auch die Rolle der körperlichen Fitness dürfe man beim Schach nicht unterschätzen, sagt Kasims. Ihm helfe, dass er Sport treibe. Um ein guter Schachspieler zu sein, müsse man mehrere Stunden hochkonzentriert sein können. „Jede kleinste Unaufmerksamkeit wird bestraft.“ Es geht ihm aber nicht nur um Siege und Rankings, betont er. Sondern auch um Spaß am Schachspielen. „Ich will der beste Spieler sein, der ich sein kann.“ Trotzdem ist Schach für ihn ein Hobby unter vielen. „Ich will nicht auf eine Sache konzentriert sein, sondern universell bleiben. Aber Schach macht mir von allen meinen Hobbys am meisten Spaß.“
MARIA WEININGER