Sicherheits-Pfusch im Museum

von Redaktion

Leichtes Spiel für die Goldräuber

Der Goldschatz von Manching ist mehr als 2000 Jahre alt – Teile davon sind bis heute verschollen © Mächler/dpa

Nach dem Einbruch suchten Bereitschaftspolizisten die Umgebung des Museums ab. © Preiss/dpa

Ingolstadt – Im Prozess um den Golddiebstahl im Kelten Römer Museum in Manching bei Ingolstadt sind gravierende Sicherheitsversäumnisse in dem Museum bekannt geworden. Vor dem nächtlichen Einbruch war die Videoüberwachungsanlage des Hauses laut Zeugen monatelang außer Betrieb. Die damalige stellvertretende Museumsleiterin sagte vor dem Landgericht Ingolstadt, dass es etwa ein halbes Jahr lang Probleme mit der Videotechnik gegeben habe.

„Es wurde versucht, es instand zu setzen, es fiel aber trotzdem immer wieder aus“, sagte die Zeugin über die Technik des Museums. Die Anlage hätte nachgerüstet werden müssen. „Die Probleme waren schon länger bekannt“, sagte auch Museumsleiter Tobias Esch dazu. Verantwortlich für die technische Ausstattung sei der Museumsträger.

Zudem hatte das Museum keine direkte Alarmleitung zur Polizei mehr. Diese Alarmschaltung sei früher vorhanden gewesen, dann aber aus Kostengründen abgeschaltet worden, so der Museumschef. Als Ersatz sei die Leitung zu einem Sicherheitsunternehmen umgeleitet worden.

In dem Verfahren geht es um einen nächtlichen Einbruch in das Museum im November 2022, als der 2100 Jahre alte keltische Goldschatz des Museums entwendet wurde. Die Goldmünzensammlung war das Aushängeschild des Museums. Die fast 500 Münzen waren von Archäologen 1999 bei Manching ausgegraben worden. Es war der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts überhaupt. Der Goldschatz hat deswegen einen unschätzbaren Wert für die Wissenschaft. Der größte Teil der Beute ist bis heute verschwunden. Angeklagt sind vier Männer, drei aus dem Raum Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern und einer aus Berlin. Die zwischen 43 und 52 Jahre alten Beschuldigten hatten sich zu Beginn des Prozesses zu den Vorwürfen nicht geäußert.

Die Ermittler hatten nach dem Einbruch kritisiert, dass das Museum keine brauchbare Videoüberwachung gehabt habe und es deswegen keine verwertbaren Aufnahmen der Täter gebe. Laut der Museumsleitung war das Thema den verantwortlichen Stellen bekannt. Etwa sechs Wochen vor dem Einbruch habe es deswegen eine Begehung gegeben. Dass die Videotechnik veraltet war, sei bereits seit dem Jahr 2020 bekannt gewesen, erläuterte Museumschef Esch.

Der Museumsleiter ergänzte als Zeuge vor Gericht, dass vor Jahren bereits die Alarmleitung zur Polizei gekappt worden sei. Er erläuterte, dass dies wohl geschehen sei, weil bei jedem Fehlalarm etwa 300 Euro hätten gezahlt werden müssen. Etwa einmal im Monat gebe es Fehlalarm, sagte Esch.

Die Täter hatten bei dem Einbruch die Alarmierung dadurch verhindert, indem sie Kabel in der Telefonzentrale der Gemeinde zerstört haben. Laut Esch war die Alarmanlage allerdings so ausgelegt, dass sie in einem solchen Fall auch über Mobilfunk das Sicherheitsunternehmen informieren kann. Die Einbrecher hatten jedoch das Mobilfunknetz in Manching ebenfalls sabotiert.

Diese doppelte Absicherung war aber anscheinend ohnehin nicht korrekt geschaltet, wie eine Notiz aus den Ermittlungsakten nahelegt. Moderne Alarmanlagen senden an den Sicherheitsdienst zudem Störungssignale, wenn sie ausfallen, damit vor Ort kontrolliert werden kann. Warum das im Fall des Museumseinbruchs nicht funktioniert hat, ist bislang unklar.

Bei dem Museum hatte der Sicherheitsdienst, soweit bislang bekannt ist, in der Nacht des Einbruchs nicht entsprechend reagiert. Entdeckt hatte den Diebstahl der Goldmünzen erst ein Museumsmitarbeiter, der etwa acht Stunden nach der Tat die Ausstellungsräume aufsperren sollte.
ULF VOGLER

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