Der Handschlag ist zurück

von Redaktion

Die Corona-Pandemie hat das Land verändert – was bleibt?

Schanigärten wurden in München im Mai 2021 dauerhaft erlaubt – bis heute. © Peter Kneffel/dpa

Händeschütteln war wegen Corona tabu, ist jetzt aber wieder zur Regel geworden. © Westend61

München – Genau fünf Jahre ist es her, dass die erste Corona-Infektion in Deutschland nachgewiesen wurde. Die Pandemie hat Deutschland verändert – bis heute. In der Corona-Hochphase war das Händeschütteln ein Tabu. Aber es ist offenbar wieder zurück. „Nach meinen Beobachtungen ist es für 90 Prozent der Bundesbürger wieder völlig üblich, sich die Hände zu schütteln oder sich im privaten Bereich zur Begrüßung oder zum Abschied zu umarmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft, Clemens Graf von Hoyos. Vieles hat sich in der Pandemie aus der Not heraus geändert – einiges hat sich nicht gehalten, anderes schon. Ein Überblick.

Masken/Coronatests: „Während Masken vor Corona bei uns gar kein Thema waren, verkaufen wir sie nun weiterhin – wenn auch deutlich weniger als während der Pandemie. Gerade zur Infektionszeit kaufen etwa regelmäßige S-Bahn-Fahrer oder chronisch Kranke noch oft Masken, um sich nicht anzustecken“, sagt eine Münchner Apothekerin. Auch Selbsttests werden noch gekauft: Momentan seien Kombi-Tests für Influenza, Corona und RS-Virus gefragt.

Fahrradfahren: Öffentliche Verkehrsmittel galten als Ansteckungs-Falle. Viele Städter stiegen deshalb damals aufs Rad um. Und einige sind ihrem Drahtesel auch treu geblieben, wie etwa Zahlen des Münchner Mobilitätsreferats zeigen: Zwischen 2019 und 2023 hat der Radverkehr in der Stadt um 17 Prozent zugenommen, während zum Beispiel der Autoverkehr um sechs Prozent abgenommen hat.

Schanigärten: Das Münchner Angebot für zusätzliche Freischankflächen auf den Parkplätzen nutzten im ersten Jahr (2020) laut Kreisverwaltungsreferat knapp 500 Wirte. Gastronomen und Gäste lieben Schanigärten bis heute: Vergangenen Sommer gab es in München bereits über 600 Stück. Anfang April geht die Saison wieder los.

Essen liefern lassen: Restaurants waren entweder geschlossen oder für viele zu riskant. Die Google-Suchanfragen zum Thema Lieferservice und Takeaway stiegen deshalb zwischen Januar 2020 und März 2021 um 138 Prozent. „Der Trend war schon vorher da, aber Corona hat ihn massiv beschleunigt“, sagt Lieferando-Sprecher Oliver Klug. Und er bleibt offenbar. Die Nachfrage sei seitdem kaum gesunken.

Telefon-Krankmeldung: In der Pandemie war die vorübergehende telefonische Krankschreibung ein Instrument, um die Infektionszahlen zu dämpfen. Das Ziel: keine Viren im Wartezimmer. Im Dezember 2023 wurde sie dauerhaft eingeführt. Allerdings ist dies nur für maximal fünf Tage möglich – wenn der Arzt den Patienten persönlich kennt.

Digitalisierung der Schulen: Eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität hat gezeigt, dass die Schulen durch Corona (zwangsläufig) deutlich digitaler geworden sind. Mehr als zwei Drittel verfügen demnach inzwischen immerhin über brauchbares WLAN. Und auch der Distanzunterricht wird zumindest teilweise noch genutzt. Zuletzt etwa im Kreis Rosenheim wegen einer Influenza-Welle.

Homeoffice/Videokonferenzen: 2019 haben noch 12,8 Prozent aller Erwerbstätigen zuhause gearbeitet, 2023 waren es laut Datenunternehmen Statista 23,5. Viele Firmen sparen sich seither Reisekosten durch Online-Konferenzen: Laut Bitkom Digital Office Index 2024 nutzen 65 Prozent aller deutschen Unternehmen entweder häufig oder sehr häufig Videokonferenzen. 2020 waren es nur 61 Prozent, 2022 allerdings noch 72 Prozent.

Schutzwände: Plexiglaswände an den Supermarktkassen sind schon lange nicht mehr vorgeschrieben, aber laut einer Umfrage vom vergangenen Jahr wollen Rewe, Penny, Kaufland, Aldi Nord, Bauhaus und Ikea auch in Zukunft zum Teil darauf setzen. In etwa drei Viertel der Rewe-Märkte seien die Schutzwände demnach noch zu finden. In den meisten Restaurants allerdings sind sie verschwunden.
NBA/IWI

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