Der Ansturm der Wahlhelfer

von Redaktion

Gemeinden haben so viele Freiwillige wie nie gefunden

Stimmen zählen am Wahlabend: Für die Bundestagswahl haben sich mehr Helfer als sonst angemeldet. © klaus haag

München – Robert Buckenmaier leitet seit 2002 das Ordnungsamt der Stadt Erding, er hat viel Routine mit der Organisation von Wahlen. Aber so etwas wie dieses Jahr hat er noch nicht erlebt, sagt er und meint damit nicht den Stress wegen der vorgezogenen Bundestagswahl. Denn ein Problem haben er und sein Team dieses Mal nicht. „Wir haben alle nötigen 450 Wahlhelfer zusammen“, berichtet er. „Heuer gibt es so viele wie in den vergangenen 25 Jahren nicht.“ Immer noch erhalte er jeden Tag fünf bis zehn Meldungen von Bürgern, die helfen wollen. „Ich muss manche sogar vertrösten.“

So wie Erding geht es gerade sehr vielen Städten und Gemeinden in Bayern. Einige sprechen sogar von einem regelrechten Ansturm von Freiwilligen, die am Wahltag helfen wollen. Im Planegger Rathaus meldeten sich bereits einige altgediente Wahlhelfer um nachzufragen, warum sie dieses Jahr nicht eingeteilt wurden. Überall im Würmtal sind sogar die Reserve-Listen voll – falls kurzfristig jemand krank wird. Die Planegger Wahlbeauftragte Marion Wedershoven erklärt sich das damit, dass die Bundestagswahl dieses Mal in den Februar fällt. „Der Termin liegt nicht in der Wiesnzeit, es ist ein unspektakulärer Sonntag im Februar. Auch Anton Sailer, Geschäftsleiter in Neuried, glaubt, dass die Jahreszeit bei der Suche nach Freiwilligen hilft. Er hat aber noch etwas anderes beobachtet: „Einige Bürger sagen, sie möchten die Demokratie stärken oder einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten.“ Das hat auch Sandra Zwillich, die Wahlbeauftragte in Gräfelfing, häufig gehört. Einige Freiwillige sagten ihr, sie fänden es gerade jetzt wichtig, sich zu engagieren. Wahlen seien für die Gesellschaft wichtig – und diese ganz besonders.

Die meisten Gemeinden in Bayern tun sich mit der Suche nach Helfern dieses Mal leichter als sonst, heißt es aus dem Büro des Landeswahlleiters Thomas Gößl. Dort melden die Kreiswahlleiter die Resonanz – und die sei überall positiv. Einigerorts könnte das auch damit zusammen hängen, dass das sogenannte Erfrischungsgeld aufgestockt wurde. Gesetzlich vorgesehen ist, dass der Vorsitzende des Wahlvorstands 35 Euro erhält, und die übrigen Mitglieder 25 Euro. Diesen Betrag bekommen die Kommunen vom Bund erstattet. Sie können ihn aber aus eigener Kasse aufstocken. Und das haben viele getan. Maisach zahlt bei dieser Wahl 60 statt wie bisher 50 Euro aus, Otterfing 50 statt 40 Euro. Dachau legt für alle Wahlhelfer einen 25-Euro-Gutschein des Gewerbevereins obendrauf – das soll die örtliche Wirtschaft stärken, zahlt sich aber auch aus organisatorischer Sicht aus. Auch dort sind schon alle Wahlhelfer längst gefunden, obwohl gar keine Werbung gemacht wurde. Hauptamtsleiter Josef Hermann sagt: „So groß war der Andrang noch nie. Wir kriegen immer noch Bewerbungen.“

In München werden für die Bundestagswahl mindestens 7700 Helfer gebraucht. „Wir hatten Anfang Dezember schon alle Wahlhelfer zusammen“, sagt eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats. Gemeldet hatten sich sogar über 10 000. Auch sie glaubt, dass das mit der Jahreszeit zusammenhängt. „Viele sind sowieso zu Hause und haben Zeit.“ In München bekommen Helfer je nach Funktion 50 bis 100 Euro plus einen freien Tag oder wahlweise zusätzlich ausgezahlte 50 Euro. Auch Puchheim hat das Erfrischungsgeld von 60 auf 70 Euro erhöht. Dabei habe sich die Gemeinde an den umliegenden Kommunen orientiert, sagt Andre Ameri vom Wahlamt. Auch die Inflation sei aber ein Grund gewesen. Trotz des kurzfristigen Termins waren die benötigten 208 Helfer dieses Mal schnell gefunden, berichtet Ameri. Unter ihnen sind auch viele junge Freiwillige. „Das freut uns besonders, weil viele Wahlhelfer schon in höherem Alter sind und uns irgendwann nicht mehr unterstützen können.“ Es wäre schön, wenn der Demokratie-Gedanke mit ein Grund dafür sei, dass es die Gemeinde dieses Jahr so leicht habe bei der Suche nach Freiwilligen, sagt er.

Noch kann niemand richtig voraussehen, ob die vorgezogene Bundestagswahl auch in anderer Hinsicht für Überraschungen sorgen könnte. Zum Beispiel, was die Wahlbeteiligung angeht. „Wir können auch noch nicht einschätzen, ob der kurzfristige Termin dazu führt, dass es mehr oder weniger Briefwähler geben wird.“ Puchheim versucht allerdings, auf alles vorbereitet zu sein. Deshalb gibt es dieses Mal zwei Wahlbezirke mehr, sagt Ameri. „Damit die Belastung für unsere Wahlhelfer nicht größer wird.“
KWO/ZIE/VS/ZIP

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