Helferin muss aus Kongo fliehen

von Redaktion

Auf dem Feld: Kongolesinnen lernen in dem Programm den Anbau von Süßkartoffeln, Weizen und Auberginen.

Auf Hilfsmission: Stefani Rackes da Silva betreut Kooperativen im Osten der Demokratischen Republik Kongo. © Privat (2)

Kaufering/Süd-Kivu – Ende Januar ist Stefanie Rackes da Silva in die Provinz Süd-Kivu im Osten des Kongos gereist. Dort setzt die Hilfsorganisation LandsAid aus Kaufering bei Landsberg seit 2022 verschiedene Maßnahmen um. „Wir betreuen hier zwei Kooperativen“, sagt Rackes da Silva. „Für Frauen gibt es zum Beispiel Nähkurse und Seminare zur Geldanlage. Kleinbauern zeigen wir, wie sie Manjok, Auberginen oder Süßkartoffeln anbauen und verarbeiten können.“ Zusätzlich klären die Entwicklungshelfer über Verhütungsmethoden auf. Im Sommer dieses Jahres sollte das Projekt zum Abschluss kommen. Gefördert wird es durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie die Aktion Deutschland Hilft.

Rund 250 Familien in den Dörfern Ihanga und Kiomvu sind involviert, Rackes da Silva wollte sich einen letzten Überblick verschaffen. Doch plötzlich erfuhr ein Kontaktmann über die Behörden in Goma, der Provinzhauptstadt im Osten des Landes, dass Unruhen zwischen Rebellen und dem Militär ausgebrochen waren. „Die Bevölkerung hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung von der Situation“, sagt die Helferin aus Buchloe.

Die M23-Rebellen kämpfen seit Jahren gegen das kongolesische Militär, um sich den Zugang zu Bodenschätzen in der rohstoffreichen Region zu sichern. Hier werden einige der seltensten und wertvollsten Metalle der Welt in großen Mengen abgebaut, darunter Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer. Die Rebellen werden laut UN von bis zu 7000 Soldaten aus dem Nachbarland Ruanda unterstützt.

„Es bestand ein zu hohes Risiko, dass die Grenzen geschlossen werden oder es zu Protesten gegen die Miliz kommt – insbesondere, weil die kongolesische Armee nicht über die notwendige Stärke verfügt, um die Aktivitäten der Rebellen wirksam einzudämmen“, berichtet die 34-Jährige. Als Sozia auf dem Motorrad ging es für sie am 22. Januar um 12 Uhr nach Bukawu an der Grenze zu Ruanda: „Normalerweise fährt man ganz früh, aber wir hatten keine Zeit, bis zum nächsten Morgen zu warten.“

Die Regenzeit hatte eingesetzt, die Wege waren nicht mit dem Auto passierbar, gegen Nachmittag erreichte das Team eine Straßenblockade. Rackes da Silva saß eineinhalb Stunden fest. Inzwischen war die Nachricht über die Eskalation auch über Radiostationen und Lautsprecher verbreitet worden. Die Kongolesen belagerten die Entwicklungshelferin: „Sie wollten wissen, was jetzt passiert“, sagt sie. „Ich war im Not-Modus, habe nicht viel nachgedacht.“ Die Gefahr der Situation sei ihr erst ein paar Tage später bewusst geworden: „Zum Glück ist die kongolesische Bevölkerung aber sehr hilfsbereit.“

Nach Tagen schwerer Kämpfe in der Stadt Goma sind Hunderttausende auf der Flucht. Zahlen der UN gehen von rund 700 000 Binnenflüchtlingen allein in Goma und Umgebung aus. „Die Unterstützung der Geflüchteten muss für humanitäre Organisationen nun Priorität haben“, sagt Rackes da Silva.

Sie befürchtet, dass die Demokratische Republik Kongo vor einer der schwersten humanitären Krisen ihrer Geschichte steht. „Die Bevölkerung war erst mutig, aber jetzt hat sie nur noch Angst.“ Vor allem die Lage der Frauen macht der Projektmanagerin zu schaffen, sexuelle Übergriffe und Gewalt durch die Miliz drohe vor allem in den kleinen Dörfern. „Ich sehe unsere jahrelange Arbeit bedroht.“

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