Kempten – Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit sechs Toten und 300 Verletzten steht in Bayern die Sicherheit bei den bevorstehenden Faschingsumzügen auf dem Prüfstand.
Die Faschingsgilde Rottach 97‘ hat den für den 1. März geplanten Gaudiwurm abgesagt. Man habe als Veranstalter die Auflage bekommen, Zufahrten zur Umzugsstrecke mit Betonquadern zu schützen, berichtet der Faschingsverein auf Facebook. Das sei finanziell nicht leistbar. „Eine Verdoppelung der Umzugskosten auf fast 50 000 Euro ohne jedwede Refinanzierungsmöglichkeit wäre im Raum gestanden.“
Die Faschingsgilde bemerkt, dass der Terrorismus damit sein Ziel erreicht habe, nicht kommerzielle Veranstaltungen unmöglich zu machen. „Es gelten in Kempten die gleichen Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen wie in allen umliegenden Kommunen“, hält die Stadt dagegen. „Ein Umzug ohne ausreichende Sicherheitsmaßnahmen wäre unverantwortlich und mit der aktuellen Sicherheitslage nicht zu vereinbaren.“
Auch in Nürnberg wurden Maßnahmen zusätzlich zu den bisherigen Sicherheitsbestimmungen ergriffen. Beim Chinesenfasching im oberpfälzischen Altmühl-Städtchen Dietfurt gibt es heuer ebenfalls erweiterte Maßnahmen, nämlich mobile Zufahrtssperren.
In Bamberg gebe es bislang keine weitere Verschärfung der Auflagen, sagt Klaus Stieringer, Geschäftsführer vom Stadtmarketing-Verein. Es werde für Veranstalter aber generell schwieriger, zusätzliche Vorgaben zu erfüllen und die Kosten zu tragen. Auch das Haftungsrisiko steige. Er hält es für möglich, dass es daher irgendwann zu „einem großen Feste-Sterben“ kommt.
In Landshut braucht der Faschingsverein schärfere Sicherheitsvorgaben nicht selbst zu zahlen, die Kommune finanziert die Maßnahmen. Die Faschingsgesellschaft Feringa setzt in München-Bogenhausen auf die Kooperation mit der Feuerwehr. Sie käme seit Jahren mit ihren Einsatzfahrzeugen an die kritischen Stellen und sperrte dort ab, sagt der Vorsitzende Frank Grauel.
DPA