Diese Beute wurde sichergestellt.
Mariana M. soll als falsche Schamanin Menschen betrogen haben. © Polizei (2)
Maria Enzersdorf – Eine selbst ernannte Schamanin aus Maria Enzersdorf 15 Kilometer südwestlich von Wien hat offenbar eine große Anzahl von gutgläubigen Opfern mit Reinigungsritualen gegen angebliche Flüche um viel Geld und Schmuck gebracht. Schlug sie auch in Bayern zu?
Die niederösterreichische Polizeidirektion hat einen Fahndungsaufruf nach der 44-jährigen Mariana M. veröffentlicht, nachdem sie im Haus des Sohnes Geld und Wertgegenstände im zweistelligen Millionenbereich als Beute sichergestellt hat. Neben Schmuck, Goldbarren und Uhren, die in einem versteckten Safe gebunkert waren, wurden 4,1 Millionen Euro Bargeld sowie 2,1 Millionen Schweizer Franken und 500 Deutsche Mark sichergestellt.
Die Polizei hatte die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Verdächtige über 730 000 Euro von einem Opfer erbeutet haben soll. Mariana M. soll behauptet haben, eine nahe Angehörige des Opfers stehe unter einem tödlichen Fluch. Für schamanistische „Reinigungsrituale“ verlangte die 44-Jährige demnach die hohe Summe. Nachdem das Opfer aus Wien in mehreren Raten mehr als 730 000 Euro übergeben hatte, brach „Amela“, wie sich die Schamanin nannte, den Kontakt mit dem Opfer ab. Sie ließ durch eine andere Person telefonisch ausrichten, dass die „Schamanin“ aufgrund des „Reinigungsrituals“ in ein schweres Koma gefallen sei.
Die Verdächtige sei auch bereits in Deutschland „polizeilich in Erscheinung getreten“, hieß es. „Es gibt Grund zur Annahme, dass es auch in Bayern Opfer gibt“, so Chefinspektor Johann Baumschlager. Die Verdächtige habe ihre Opfer vor Apotheken, Arztpraxen oder Kirchen angesprochen. „Sie suchte sich Menschen heraus, die geknickt wirkten“, so Baumschlager. Während Mariana M. flüchtig ist, konnte ihr Sohn (29) festgenommen werden. Um weitere Geschädigte ausfindig zu machen, veröffentlichte die Polizei Fotos von Schmuck, Uhren, Münzen, Goldbarren, Geldbündeln – inklusive Sparstrümpfen. Der Fall könnte sich noch ausweiten. Denn Baumschlager berichtet: „Ihre Verwandtschaft in Deutschland ist bereits wegen Okkultbetrugs aktenkundig.“ Mehr will er im Moment noch nicht sagen.
Allerdings gab es in Weiheim einen ähnlichen Fall: Eine Frau hatte sich nach dem Tod ihres Mannes in der Fußgängerzone von einer angeblichen Wahrsagerin ansprechen lassen. Diese versprach ihr, anhand ihrer Handlinien die Zukunft zu deuten und positiv zu beeinflussen. Im Laufe mehrerer Treffen gelang es der Betrügerin, ihrem gutgläubigen Opfer 230 000 Euro aus der Tasche zu ziehen. Der Vorfall ereignete sich bereits 2011 und 2012. Aus Angst und Scham erstattete die Frau lange keine Anzeige. Erst 2020 ging sie zur Polizei, als sie der Dame wieder begegnet war.
JOHANNES WELTE