Entschärft: Der Kampfmittelräumdienst mit der Bombe.
Verwaist: Die Brennerautobahn bei Schlern am Sonntag um kurz nach 10 Uhr. © autobrennero.it
Brixen – Im Jahr 1973 brach die Ölkrise über Deutschland herein, weil die OPEC den Hahn zugedreht hatte. Und plötzlich waren die Autobahnen wie ausgestorben. An vier Sonntagen herrschte auf den Schnellstraßen gähnende Leere, also fast: Statt Autos strampelten Radler über den Asphalt. So ließ sich Öl sparen – nicht nur durch autofreie Sonntage, sondern auch mit einem sechsmonatigen Tempolimit (100 km/h).
Für einen Tag gab es nun wieder einen autofreien Sonntag – besser: Sonntagvormittag. Allerdings nicht in Bayern, sondern am Brenner. Und es lag nicht am Öl, sondern an einer Bombe im Gewerbegebiet von Brixen in Südtirol. Dort war bei Bauarbeiten eine US-Fliegerbombe des Typs ANM65 mit einem Gewicht von 453 Kilogramm entdeckt worden. Gestern musste sie entschärft werden, mit großen Auswirkungen auf die Trans-Alpenroute, denn zur Entschärfung des Zünders wurde die Brenner-Autobahn zwischen Brixen-Pustertal und Klausen in beiden Richtungen ab 8.30 Uhr gesperrt. Auch die Brenner-Staatsstraße, Gemeindestraßen, Bahn-, Rad- und Wanderwege waren dicht, der Zugverkehr zwischen Bozen und Brixen ab 9 Uhr komplett eingestellt. Es galt eine Sicherheitszone um den Fundort mit deinem Radius von 600 Metern.
Mit einem Sirenenalarm um 9.20 Uhr wurden die Entschärfung angekündigt, schon um 10.58 Uhr meldeten die Pioniere des Kampfmittelräumdienstes Vollzug. Ab 11 Uhr konnte der Verkehr zwischen Italien und Österreich wieder anrollen.
Allerdings hatte die Entschärfungsaktion erst mit zehn Minuten Verspätung beginnen können. Denn: Ein Anwohner in der heißen Zone hatte die Evakuierung verschlafen und Lautsprecherdurchsagen nicht gehört. Die Polizei machte dann den Weckdienst. Mit der völligen Ruhe am Brenner war es jedenfalls wieder vorbei. Auch wenn der Autoverkehr eher spärlich tröpfelte, wie auf Webcams entlang der Route zu erkennen war.
MARKUS CHRISTANDL