Ökumenischer Gottesdienst: Kardinal Reinhard Marx (li.) und Landesbischof Christian Kopp in Trauer vereint. © Hoppe, dpa (3)/Hangen
Verdi-Geschäftsführerin Claudia Weber, Tobias Scheller (Feuerwehr) und Bernd Fuchs, Werksleiter der Stadtentwässerung (v.l.).
Das Mitgefühl der Muslime überbrachte der Penzberger Imam Benjamin Idriz.
München – München trauert – und München steht zu den Angehörigen der Opfer des furchtbaren Auto-Anschlags vom vergangenen Donnerstag. Das zeigten Vertreter der christlichen, muslimischen und jüdischen Gemeinden gestern Abend bei einem Gedenkgottesdienst in der Frauenkirche. Auch Politiker und viele weitere Münchner Bürger drückten ihr Mitgefühl aus. Bei einem würdigen Gottesdienst war zu spüren, wie sehr die Stadt noch unter Schock steht, nachdem ein Afghane (24) an der Seidlstraße in eine Gewerkschafts-Demo gefahren war, fast 40 Menschen verletzt und zwei getötet hatte.
Kardinal Reinhard Marx betonte, dass der Dom ein Haus für alle Münchner sei und stellte die Frage nach dem Warum der schrecklichen Tat. Infolge des Attentats hatten die 37-jährige Ingenieurin Amel und ihre Tochter Hafsa (2) ihr Leben verloren. Die getötete Mutter war selbst eine in Algerien geborene Einwanderin und hatte als Ingenieurin bei der Stadtentwässerung gearbeitet. „Das Licht von Amel und Hafsa leuchtet weiter, deshalb wollen wir zwei Kerzen entzünden“, sagte Marx vor dem Altar.
Der Penzberger Imam Benjamin Idriz sprach den Opfern im Namen der muslimischen und afghanischen Gemeinden Mitgefühl aus. „Gemeinsam lehnen wir jede Form von Gewalt ab“, sagte er. „Wir stehen hier mit gebrochenem Herzen. Wir gedenken Hafsa, einem unschuldigen Kind. Ihr Name bedeutet ,die Liebende‘. Doch der Hass hat sie aus dem Leben gerissen. Amel bedeutet Hoffnung, doch ihre Hoffnung wurde grausam zerstört.“ Er appellierte an alle, die Tat nicht für Feindseligkeiten zu missbrauchen. „Lasst uns Brücken bauen statt Mauern.“
Vertreter aller Kirchen dankten der schnellen Hilfe der Einsatzkräfte. Viele waren mit ihren Uniformen oder der roten Einsatzkleidung vor Ort im vollbesetzen Dom und trugen sich danach in das Kondolenzbuch ein, das jetzt im Rathaus ausliegt. Als Erster hatte OB Dieter Reiter (SPD) darin seine Gedanken festgehalten.
Musiker der Staatsoper und der Dommusik begleiteten den Gottesdienst. Im Anschluss daran sprach neben Oberbürgermeister Reiter auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er sei vor allem auch als Vater geschockt gewesen. „Jeder von uns, der Familie hat, kann diesen Urschmerz verstehen.“
G. WINTER