München – Die bayerische Wahl-Landkarte ist schwarz. Ein Blick auf die Details:
■ Rekordverdächtige Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung war in Bayern mit 84,5 Prozent am höchsten in ganz Deutschland. Die engagierteste Wählerschaft bundesweit gab es in München-Land mit 88,1 Prozent. Insgesamt wurden sieben der zehn höchsten Wahlbeteiligungen bundesweit in Bayern festgestellt, darunter Starnberg-Landsberg (Platz 3) und Erding–Ebersberg (Platz 6 bundesweit). In der 12 000-Einwohner Gemeinde Eichenau (Kreis Fürstenfeldbruck) lag die Beteiligung bei 94,9 Prozent. Das könnte Rekord sein – eine Auswertung des Statistischen Landesamtes dazu lag gestern noch nicht vor. Der Eichenauer Sondereffekt könnte mit dem Engagement einer Fußballtrainerin zusammenhängen, die via WhatsApp eine „Geht wählen“-Kampagne gestartet hatte. Das ging wohl viral: „Mir ist aufgefallen, dass viele im Freundes- und Bekanntenkreis das Gleiche getan haben.“
■ Die Hochburgen der CSU und der Grünen
Die CSU hat ihre besten Ergebnisse im Norden und ganz im Süden Bayerns eingefahren. In Bad Kissingen holte sie 41,8 Prozent der Stimmen. Im Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach waren es mit 41,9 Prozent sogar noch minimal mehr. Insgesamt kam die CSU in elf bayerischen Wahlkreisen auf mehr als 40 Prozent. Die Grünen schnitten in München-West/Mitte mit 25,1 Prozent am besten ab. In München-Süd lieferte sich Jamila Schäfer für die Grünen das engste Rennen mit der CSU – und verlor mit nur 0,6 Prozent hinter Claudia Küng.
■ AfD gewinnt in Orten mit Asyl-Debatten
Die AfD holte in Bayern ihr bestes Ergebnis mit 29,2 Prozent im Wahlkreis Deggendorf. Bayernweiter AfD-Rekordhalter ist die Gemeinde Hohenwarth (Kreis Cham) mit 39,2 Prozent. In der Oberpfalz und Niederbayern gibt es eine Anzahl weitere Gemeinden mit AfD-Stimmanteilen jenseits der 35 Prozent. In Waldkraiburg (Kreis Mühldorf) erhielt sie 32,1 Prozent – mehr als doppelt so viel wie bei der Bundestagswahl 2021 (15,2 Prozent). Stark zugelegt hat die AfD besonders in den Orten, wo zuletzt heftig über geplante Asylunterkünfte diskutiert wurde. Zum Beispiel in Rott am Inn (Kreis Rosenheim), wo das Landratsamt gegen den Willen der Gemeinde eine große Erstaufnahme für 270 Geflüchtete errichten will. In Rott wählten 26,7 Prozent der Bürger AfD, 2021 waren es 10 Prozent. Ähnliche Stimmengewinne fuhr sie in Warngau im Kreis Miesbach ein: 23,08 Prozent (2021: 9,0). Dort ist eine Asylunterkunft für 500 Menschen entstanden. Waakirchen plant ebenfalls eine große Unterkunft für Flüchtlinge, dort erzielte die AfD 17,88 Prozent (2021: 8,5). In Westendorf im Ostallgäu bekam die Partei sogar 23,8 Prozent der Stimmen – das Dorf war wegen einer Asyl-Unterkunft sogar vor Gericht gezogen.
■ BSW bekommt kaum Erststimmen
Das knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiterte Bündnis Sahra Wagenknecht hat in Bayern zwar 3,1 Prozent der Zweitstimmen bekommen, mit 0,3 Prozent allerdings kaum Erststimmen für die Kandidaten, weil es häufig keine Direktkandidaten gab.
■ Bundestag hat weiterhin gehörlose Abgeordnete
Die erste gehörlose Bundestagsabgeordnete, Heike Heubach (SPD), wird auch künftig dem Parlament angehören. Die 45-Jährige schaffte als 14. Kandidatin auf der SPD-Landesliste gerade so den Sprung in den Bundestag. Heubach hatte 2021 ein Mandat in Berlin verpasst, war aber 2024 nachgerückt.
■ Die Kanzler-Gemeinde Gmund
Schon Ludwig Erhard hat es gewusst: Am Tegernsee lässt sich hervorragend vom Kanzler-Alltag in Berlin abschalten. Deutschlands zweiter Kanzler hatte in Gmund eine Villa. Und auch der neue Kanzler Friedrich Merz hat Gmund für sich entdeckt. Der Familie seiner Frau gehört dort eine kleine Villa. Dorthin zieht sich der 69-Jährige gerne zurück, wenn er eine Auszeit vom politischen Alltag in Berlin braucht. „Bescheiden und volksnah“ beschreiben ihn die Gmunder. Er komme mit dem Rad zum Bäcker und besuche sonntags die Kirche.
KWO/DW/GR/DPA