„Spezi ist ein Kulturgut“

von Redaktion

Wolfgang Hofer hat 227 Sorten getestet – und viele Unterschiede festgestellt

Der Spezialist: Wolfgang Hofer hat 227 Spezis getestet.

Wolfgang Hofer kennt sich aus mit Spezi. Der 42-Jährige aus dem Landkreis Erding hat sich durch die unterschiedlichsten Sorten aus ganz Deutschland probiert. Für seine Videoreihe „Die Spezispezln“ auf Youtube, die er vor mehreren Jahren mit einem guten Freund startete. Darin bewerten sie die süßen Limos nach Geschmack, Geruch und Farbe. Doch was zeichnet eigentlich einen guten Spezi aus?

Herr Hofer, wie viele Spezis haben Sie in Ihrem Leben schon probiert?

Genau 227 verschiedene Sorten. Ich habe dafür sogar eine Excel-Liste angelegt, in die ich alle eingetragen habe.

Richtig wissenschaftlich. Wie wurden Sie zum Spezi-Experten?

Es war eigentlich erst mal nur ein Gaudi-Projekt während der Corona-Zeit, das ich zusammen mit einem Freund gestartet habe. Und irgendwann haben wir immer mehr Sorten getestet. Marken aus ganz Deutschland. Wir machten dann ein Spezi-Turnier, filmten es und stellten die Videos ins Internet. Wir haben Spezis gegeneinander antreten lassen…

Wie sah das aus?

Wir haben bis zu zehn Sorten blind verkostet. Meine Frau schenkte uns die Gläser ein, ohne dass wir wussten, welche Sorte in welchem Glas war. Die haben wir dann getestet – dafür haben wir ganz klare Bewertungskriterien festgelegt: Farbe, etwa dunkel oder wässrig, Geruch und die Natürlichkeit des Geschmacks. Überraschend war: Die bekannten Marken wurden von uns oft gar nicht so gut bewertet. Und Spezis, die wir gar nicht auf dem Schirm hatten, landeten plötzlich auf den vorderen Plätzen.

Was macht denn einen guten Spezi aus?

Die Zutaten sind entscheidend. Es sollte kein Zucker-Ersatzstoff drin sein, also weder Süßstoff noch diese Glucose-Fructose-Mischungen. Am besten normaler Zucker. Und eine gute Cola-Note ist wichtig, also die Qualität der Cola. Einige Spezis überzeugten durch sehr interessante Geschmacksnuancen. Die Marke Auer zum Beispiel hat einen kirschigen Beigeschmack. So etwas kann sehr lecker sein.

Gibt es bei Spezi bestimmte Geschmacksaromen, so wie beim Wein?

Ja, es geht von extrem süßen Sorten, bei denen man fast nur noch den Zucker herausschmeckt, bis hin zu eher herbem Geschmack. Wir bezeichneten die herben Sorten als maskuline Spezis. Das bedeutet für uns eine Dominanz des Cola-Geschmacks. Das verleiht dem Spezi das herbe Aroma. Das hat uns persönlich immer am besten geschmeckt. Vor allem beim Nachgeschmack merkt man das – der ist dann meistens etwas intensiver.

Sie haben Sorten aus ganz Deutschland getestet. Gibt es regionale Unterschiede?

Ja, ich würde sagen, dass die Spezis außerhalb von Bayern ein wenig variabler im Geschmack und generell auch ein bisschen experimentierfreudiger sind. Bei uns geht es oft ganz klassisch ausschließlich um Cola und Orange. In anderen Regionen kommen auch mal andere Geschmacksnoten zum Einsatz wie zum Beispiel Grapefruit, Limette, Zitrone oder andere Obstsorten – was dann aber manchmal leicht säuerlich schmeckt. Uns hat das meist nicht so überzeugt.

Sie bevorzugen es also eher klassisch. Was ist bei Spezi ein No-Go?

Wenn noch mehr als nur Cola und Orange drin ist. Oder wenn einfach Sirup eingekauft und das dann irgendwie abgemischt wurde. Das schmeckt meist recht lieblos. Und Eigenmarken von Supermärkten kann man im Vergleich zu Brauer-Spezis eigentlich alle vergessen. Ganz allgemein konnten uns Spezis aus Plastikflaschen meistens nicht wirklich überzeugen: Die landeten in unserer Bewertungsskala oft eher auf den unteren Plätzen.

Die Flasche spielt also auch eine Rolle?

Wir finden schon. Bei Plastikflaschen bemerkten wir auf jeden Fall, dass uns das Getränk weniger überzeugte. Aber es gab auch Unterschiede zwischen Braun- und Klarglas. Wir stellten jedenfalls fest, dass uns meistens die Sorten im Braunglas besser schmeckten. Das undurchsichtige, also braune Glas schützt das Getränk wohl einfach besser vor der Sonneneinstrahlung.

Spezi sorgt immer wieder für hochkochende Gemüter: Wir erinnern uns an den Gerichtsstreit zwischen dem Brauhaus Riegele und Paulaner. Der Streit drehte sich darum, ob Paulaner sein Getränk überhaupt Spezi nennen darf. Wieso ist das Thema so emotional?

Spezi ist bei uns in Bayern einfach ein bisschen Kulturgut. Das geht schon beim Namen los. Als Spezi wird in Bayern ja ein guter Freund bezeichnet. Deshalb würde man bei uns auch nie sagen – die Spezi, wie es in anderen Teilen Deutschlands üblich ist. Die Firma Riegele, die den Namen für sich beansprucht, leitete ihn ursprünglich von dem Wort „Spezial-Mischung“ ab – und eben Spezi für Freund. Ich glaube, in Bayern stiftet Spezi deshalb auch so etwas wie Identität.

Welche Emotionen verbinden Sie persönlich mit Spezi?

Für mich bedeutet der Spezi-Genuss auch schöne Erinnerungen an meine Kindheit und meine Jugend. Ich denke bei Spezi an Lagerfeuer, lustige Spieleabende oder einfach ans gemütliche Zusammensitzen draußen beim Grillen. Irgendwie ist das Spezi ein guter, netter Begleiter in die Sommermonate – gesellig und einfach gut.

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