KOLUMNE

Luft holen!

von Redaktion

Das letzte Faschingswochenende steht bevor. Wer dazu aufgelegt ist, kann ein fröhliches Wochenende begehen, sich den Bauch mit Krapfen füllen, auf Straßen und in Kneipen tanzen und singen. Anders als früher würde ich mich heute nur ungern ins Getümmel stürzen. Früher fand ich Verkleiden lustig und habe die wildesten Kostüme entworfen und getragen. Auch solche, die inzwischen nicht mehr politisch korrekt wären.

Ich bin der diversen Maskeraden überdrüssig. Sie waren nur amüsant, solange sie für eine Zeit lang getragen wurden und es klar war, dass sie wieder abgelegt werden. Heutzutage hat man gelegentlich das Gefühl, es ist das ganze Jahr über Kasperltheater. Daneben steht zu befürchten, dass manche ihre Masken haben ganz fallen lassen, weil es keine Konsequenzen mehr hat, wie abfällig und vernichtend sie über andere reden und mit ihnen verfahren.

Einerseits also irrwitziger Dauerkarneval in dieser Welt, andererseits brutale, enthüllende, nackte Tatsachen, die erschauern lassen. Der Fasching, die fünfte Jahreszeit, ist nächste Woche erst mal vorbei. Alles andere geht so weiter. Atem- und rastlos? Panik? Die Fastenaktion der Evangelischen Kirche in diesem Jahr will dazu beitragen, dass Menschen ruhiger und gelassener werden. Das Motto heißt: „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“.

Luft holen. Machen wir alle: 20 000 Atemzüge pro Tag, Minimum 10 000 Liter frische Luft. Es geht darum, in den sieben Wochen der Fastenzeit bis zum Ostersonntag individuell und gesellschaftlich wieder zu sich zu kommen. Das beginnt mit Fenster auf: Mief rauslassen, Sauerstoff reinlassen, Hirn durchlüften. In der zweiten Woche ist seufzen dran. Dafür gibt es Grund genug. Brustkorb heben und senken. Anspannung vertreiben.

Dritte Woche: singen! Man muss kräftig Luft holen, wenn man die Stimme für entrechtete Menschen oder für die Demokratie erhebt. In der vierten Woche geht‘s dorthin, wo einen frischer Wind durchpustet. Wo man neue Perspektiven entwickelt und auch mal Ungewohntes denkt. Das passt zu Woche fünf: merken, wenn die Luft steht und dick wird, sie im Klartext beschreiben und dagegen mit ordentlichem Schwung angehen.

Danach, in der sechsten Woche, ist Ruhe angesagt. Ständiger Aktivismus bringt nichts. Man kann und muss sich sogar Oasen suchen, um sich von – hoffentlich – guten Taten zu erholen. Die letzte Woche von Palmsonntag bis zum Ostersonntag ist laut Fastenaktion durchweht von Osterwunderluft. Die kann man nicht einfach machen. Darauf kann man wirklich nur hoffen und, so man will, dafür beten. Mehr Infos unter 7wochenohne.evangelisch.de.

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